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Verkehrspolitik in den Niederlanden Der Fahrradtempel von Amsterdam

So groß denkt man nur in den Niederlanden: In Amsterdam ist nach vierjährigen Bauarbeiten eine riesige Fahrradgarage eröffnet worden. Sie liegt komplett unter Wasser, bietet Platz für 7000 Räder – und ist erst der Anfang.
Amsterdams neue, moderne Tiefgarage für 7000 Fahrräder

Amsterdams neue, moderne Tiefgarage für 7000 Fahrräder

Foto: Dutch Cycling Embassy

Wer sein Fahrrad künftig am Amsterdamer Hauptbahnhof Centraal parken will, muss zunächst einmal in Bögen sanft über eine Rampe in die Tiefe fahren – unter Wasser. Es geht vorbei an geschwungenen Säulen, die Beleuchtung ist sanft, wirkt fast museal. Runde Deckenbilder zeigen Schiffe aus vergangenen Zeiten.

Es ist eine ungewöhnlich schöne Tiefgarage, die am Samstag in Amsterdam mit einer Feier eröffnet wurde, das vermitteln zumindest Pressebilder. Und das Besondere aus Wahrnehmung der Autonation Deutschland: Sie ist exklusiv für Radfahrer. Mit 7000 Plätzen ist die neue Garage die größte der Stadt. Das Einchecken funktioniert kontaktlos, die ersten 24 Stunden sind kostenfrei.

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Schöner parken unter Wasser

Foto: Dutch Cycling Embassy

Vier Jahre wurde an dem Projekt gearbeitet, die Baukosten betrugen stattliche 60 Millionen Euro. Die Garage ist das letzte Puzzlestück der umfassenden Neugestaltung des großen Platzes vor dem Amsterdamer Hauptbahnhof, die bereits 2017 begonnen hatte. Oberirdisch wurde der Platz von Autos befreit und unterirdisch mit einer neuen U-Bahn-Station erweitert. Außerdem wurden einige Bausünden aus dem 20. Jahrhundert konsequent rückgebaut, sodass der neue Hauptbahnhof wie einst der alte komplett von Hafenwasser umgeben ist.

Zurück ins Jahr 1900

Stolz ist in einer Mitteilung der Stadt  dann auch vom Beginn einer »neuen Ära« die Rede. Der Hauptbahnhof werde »wieder ein bisschen so sein wie um 1900«, also »erreichbar und angenehm, ohne Autos und Fahrräder, die überall und nirgends geparkt sind«. Mit der neuen Garage sollen bald sämtliche Fahrradständer im Bahnhofsbereich verschwinden, um die Straßen sicherer und sauberer zu halten.

So einen großen Aufwand zur Verkehrswende betreiben wohl nur die Niederlande: Hier gibt es landesweit mehr Fahrräder als Einwohner, die Radwege und die gesamte Infrastruktur gelten als vorbildlich. Auf Twitter verdeutlicht die Stadt ihre Anstrengung in einem Zeitraffer-Video von den Bauarbeiten.

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Und auch andere Städte denken groß: Utrecht etwa hat mit mehr als 12.000 Stellplätzen schon länger die umfangreichste Fahrradgarage des Landes. In der Universitätsstadt nutzen statistisch noch weit mehr Einwohner das Rad als in der Metropole Amsterdam.

Dort denkt man schon längst weiter. Im Februar wird im Bahnhofsbereich eine weitere Rad-Tiefgarage eröffnet, die Platz für 4000 Drahtesel bietet. Mit den beiden Neubauten, so vermutet die Stadt, werde man »eine Zeit lang« gut zurechtkommen. Das Ende sei damit jedoch nicht erreicht: »Wir erwarten, dass die Nachfrage nach Fahrradabstellplätzen rund um den Bahnhof steigen wird.«

cgu/bloomberg