Schnee von gestern
Da ich mit dem Winterdienst auf Duisburgs Radwegen nicht zufrieden war, habe ich eine Anfrage bei der Stadt gemacht. Daraufhin bekam ich eine Einladung zu einem Gespräch mit Herrn Lorenz, Geschäftsbereichsleiter Stadtreinigung und Herrn Lange, Unternehmenskommunikation bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD). Wenn Sie weiterlesen, finden Sie meine Anfrage, leicht gekürzt, sowie die Ausführungen von Herrn Lorenz und den Vorschlag, wie wir im Gespräch bleiben können.

 
 
 
Die Anfrage
Ich möchte gerne in unserem nächsten ADFC-Newsletter einen Artikel zum Thema Winterdienst auf Radwegen in Duisburg schreiben. Ausgegangen bin ich von der Veröffentlichung der WBD auf ihrer Internetseite und von meinen eigenen Erfahrungen in den letzten verschneiten Wochen.

Die Internet-Suche führte zu dem einzigen Ergebnis:
"Liegt zwischen Gehweg und Fahrbahn ein Radweg, so ist für den Ein- und Ausstieg der Fahrgäste ein entsprechender Übergang über den Radweg zu schaffen."
Da wird also für die Fahrgäste der Busse gesorgt. Wenn ich es richtig verstehe, geht die Stadt davon aus, dass der Radweg grundsätzlich nicht geräumt ist.

Meine Erfahrungen sind natürlich subjektiv und da mein Aktionsradius eingeschränkt war, sehr begrenzt.
Um sie zusammenzufassen: Radwege werden grundsätzlich nicht geräumt. Im Gegenteil, bei starkem Schneefall kann es sogar sein, dass die Räumfahrzeuge den Schnee von der Straße Richtung der Radwege räumen.
Bestes Beispiel hierfür ist die Wanheimer Straße zwischen Brückenplatz und Helios Klinik in beide Richtungen, ferner die Karl-Jarres-Str. und so fort.
Selbst die Bocksbart-Trasse war am Abend des 15.02. weit davon entfernt, befahrbar zu sein, sie ist eine einzige holperige und rutschige Fläche.

Es werden Nebenstraßen auch für Autos nicht geräumt. Es ist also für mich auch selbstverständlich, dass ich nicht erwarten kann, ungehindert mit dem Rad durch Duisburg zu fahren wie im August.
Aber es sollte mindestens einen Plan geben für wichtige Straßen, auf denen ein Ausweichen auf die Straße im Interesse aller unmöglich ist.
Die Brücke der Solidarität ist eine solche Stelle. Hier kann man nicht auf der Straße fahren und der Radweg ist einfach nur gefährlich vereist. Das Schlimmste ist die Radfurt zwischen den Autospuren an der Kreuzung zur Rudolf-Schock-Str., wo auf halber Höhe ein Schnee/Eiswall ist. Das kann überraschend sein und noch nicht mal ein Absteigen ist hier möglich.
Und es sind Radfahrer unterwegs! Als ich zu Fuß am 10.2. ungefähr um 16 Uhr die Brücke der Solidarität entlang ging, kamen mir auf der Strecke 10 Radfahrer*innen entgegen – bei diesen Bedingungen!!


Die Zusammenfassung des Gesprächs mit Herrn Lorenz
Die WBD sind für den Winterdienst auf den Straßen und Radwegen zuständig. Insgesamt werden 310 km aus dem gut 410 km langen Radwegenetz in Duisburg betreut.

Das Straßennetz ist hinsichtlich der Winterwartung auf den Fahrbahnen in drei Dringlichkeitsstufen eingeteilt. Im Wesentlichen bestehen die Stufe 1 und teilweise Stufe 2 aus den Straßen des Vorbehaltsnetzes, die für Rettungswege, den ÖPNV usw. benötigt werden. Auf den Strecken der Dringlichkeitsstufe 1 werden mit höchster Priorität sowohl die Straße als auch die Radwege geräumt.

Die WBD haben 22 Maschinen, die im Sommer Reinigungsdienst auf Geh- und Radwegen machen und im Winter für den Winterdienst auf Radwegen umgerüstet werden. Sie haben dann vorne eine Walze, mit der der Schnee weggeräumt wird sowie hinter der Fahrerkabine einen Behälter, in dem sich das Streugut befindet. Das Streuen von Granulat wird nach Möglichkeit vermieden, da es für die Fahrbedingungen für Fahrräder nicht
optimal und auch die Öko-Bilanz nicht gut ist, schon wegen seines Gewichts.
Zum Einsatz kam früher Salz, inzwischen Feuchtsalz (Salz wird beim Streuen mit Wasser gemischt) und in Zukunft verstärkt Sole (in Wasser gelöstes Salz). Dadurch ist insgesamt eine Reduktion des notwendigen Salzes um den Faktor 10 möglich bei gleicher Wirkung. Eine Maschine kann ca. 16 km räumen und muss dann neu befüllt werden.

Zu beachten ist, dass die technischen und physikalischen Bedingungen eines schweren Räumfahrzeuges auf der Straße deutlich günstiger für eine wirkungsvolle Räumung sind als die eines recht leichten Räumfahrzeuges für die Radwege.
Die Räumung des Schnees von der Straße Richtung Radwege (oder Bürgersteige) kann sich ergeben, da die städtische Infrastruktur kaum Platz bietet, den Schnee zu lagern. 
Ferner gibt es immer wieder Schwierigkeiten aus der Tatsache, dass die Radwege in Duisburg leider oft sehr unterschiedlich breit oder z.B. durch Baumwurzeln, Schlaglöcher in schlechtem Zustand sind (das bestätigen alle Radfahrer*innen sofort) und so eine Reinigung mit Maschinen schwer oder unmöglich ist.
Für die WBD haben die Straßen für den Autoverkehr höchste Priorität. Rettungswege müssen freigehalten werden, der ÖPNV darf möglichst nicht zum Erliegen kommen. Wir haben in Duisburg bekanntermaßen
sehr hohen LKW-Verkehr. Liegengebliebene LKW würden den Straßenverkehr komplett zum Erliegen bringen.
Dazu kamen natürlich in diesem Winter zumindest für Duisburg sehr ungewöhnliche und schwierige Wetterbedingungen. Herr Lorenz ist sich sicher, dass wir in einem normalen Winter geräumte Radwege in angemessener Zeit haben.
Herr Lorenz zeigte sich offen für Verbesserungen und die Prüfung konstruktiver Kritik aus den Reihen von uns Radfahrern.

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen und Vorschläge schreiben. Wir werden sie sammeln und versuchen, mit den WBD nochmals ins Gespräch zu kommen, um Verbesserungen für uns alle zu erreichen.
redaktion@adfc-duisburg.de


Wolfgang Dewald

 
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband Duisburg
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