Unfallstatistik
Unfallstatistik : Kommentar eines verzweifelten Radfahrers

Es wird ja so oft argumentiert, wie schlimm sich die Radfahrer benehmen und welche Gefahr sie sind.
Wir alle wissen: es gibt vernünftige, freundliche, rücksichtsvolle Menschen und es gibt dumme, unverschämte und dreiste Menschen. Hinterm Lenkrad und am Lenker. Und Fehler machen wir leider alle.
Was immer stimmt: Als rücksichtsvoller Radfahrer bin ich dreisten Autofahrern ganz anderen Gefahren ausgesetzt als umgekehrt. Einen SUV bekomme ich mit meinem Rad nicht zu Schrott gefahren, einen Unfall mit einem rechtsabbiegenden 40-Tonner überlebe ich wahrscheinlich nicht.
Sehen wir uns mal die Unfallstatistik für 2020 in Duisburg genauer an:

 
 
 
Zunächst einige Zahlen für 2020, polizeilich gemeldete Unfälle
Unfälle mit Fahrrädern in Duisburg gesamt: 492
Bei den Fahrradunfällen:
Alleinunfälle: 70 (14%)
Radfahrer als Hauptverursacher: 213 (43%)
Das heißt Nicht-Radfahrer als Hauptverursacher: 279 (57%)
Unfälle Radfahrer ./. Fußgänger 53 (11%)

Ich finde die Statistik [leider] sehr interessant.
Aber: Man muss diese Statistik verstehen.

Bei den 70 Alleinunfällen ist natürlich der Radfahrer der Hauptverursacher, es war ja gar kein anderer da.
Wenn ich also die Unfälle betrachte, bei denen ein Radfahrer und mindestens ein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt sind, ergeben sich folgende Zahlen:

Unfälle mit Fahrrädern und mindesten einem anderen in Duisburg gesamt:
492 - 70 = 422
dabei Radfahrer als Hauptverursacher:
213 - 70 = 143 (33,9%)
dabei Nicht-Radfahrer als Hauptverursacher:
279 (66,1%)

Also bei den Unfallverursachern 279 gegenüber 143 !!!!!
66% gegenüber 34% !!!!
Und dazu kommt das extrem höhere Risioko für Radfahrer, schwere oder schwerste Verletzungen bei einem Unfall zu erleiden.

Leider werden die Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern nicht weiter aufgeschlüsselt, ich kann also keine weiteren Schlüsse ziehen. Für die prinzipiellen Aussagen hat es aber keine Auswirkungen, unabhängig von den Zahlen.

Ich meine, ich muss wie in der Gefahren-Analyse die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls mit der Schwere der Auswirkungen multiplizieren. Und dann komme ich auf einen gigantischen Unterschied.

Meine Fazit:
In den meisten Fällen sind Autofahrer und nicht Radfahrer die Verursacher bei Unfällen Auto vs. Rad. Dazu ist man im Auto gerade bei diesen Unfällen recht geschützt, aber auf dem Rad überhaupt nicht.

Und die Konsequenz ist wichtig:
Es ist alles zu tun, um solche Unfälle zu verhindern. Sonst nichts.
Und nicht NUR "Helm tragen", "Warnwesten anziehen“ (ich weigere mich. Kein Mensch überholt mich zu eng, weil er mich nicht sieht), "Rot beachten".
Nicht NUR der Radfahrer soll dafür sorgen, dass nichts passiert. Verflixt nochmal.
Wir brauchen bauliche Maßnahmen, Kontrollen bei Verstößen gegen Rechte der Fahrradfahrer*innen, mehr Öffentlichkeitsarbeit.

Und wie sieht die Realität aus?
Und was wird unternommen?
Und wo bleiben.....
- der verpflichtende "holländische Griff" beim Öffnen der Tür. Kostet keinen Cent
- massive Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen an gefährlichen Stellen ?
(Gezielt, deutlich, konsequent. Hinweise auf überlastete Angestellte, die Anwohnerparkplätze kontrollieren, interessieren mich nicht, es geht mir um Sicherheit)
- Aktionen von Polizisten auf dem Rad, die gegen Überholer im 80cm-Abstand vorgehen ? Die müssten nur ein einziges Mal zum Beispiel die Heerstraße auf und ab fahren
- Tempo 30 innerorts als Regeltempo
- Fahrradstraßen, die wirklich solche sind, nicht einfach mit zwei Schildern gekennzeichnet, deren Bedeutung keiner kennt ?
- der Wille, die Phantasie, wirklich etwas zu ändern ?
.... ?????

Wolfgang Dewald

Quelle: EUSKA Datenstand 22.03.2021;
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