Akku-Tausch an Pedelecs
Wenn man sich ein neues Fahrrad kauft, gibt es viele Dinge zu beachten: Gangschaltung, Rahmenform, Größe, Farbe, Preis und so weiter.
Beim Kauf eines Pedelecs kommen noch einige Fragen dazu, die beantwortet werden müssen: Motorart, Energieinhalt des Akkus, Motorleistung und so fort.
Mit Sicherheit liegen Gedanken über einen altersschwachen Akku zu dieser Zeit ganz weit weg.
Das Pedelec meiner Frau ist nun fast 10 Jahre alt. Als es neu war, hatte der Akku den damals nicht schlechten Wert von ca 250 Wh. Das Pedelec leistete die ganzen Jahre genau das, wofür es gekauft war: bei längeren Touren den Transport des Gepäcks erleichtern sowie an Steigungen und bei Gegenwind zu helfen.
Nun wurde klar, dass der Akku tatsächlich ein Verschleißteil ist. Wer sich für unsere Erfahrungen beim Austausch und letztlich auch für Fragen beim Kauf des Pedelecs interessiert, ist eingeladen, weiterzulesen.
 
 
Ich berichte hier unsere ganz persönlichen Erfahrungen und will weder Kaufempfehlungen aussprechen noch rechtliche Ratschläge geben.

Über den Technik-Referenten des ADFC DU, Achim Arians hörte ich von einer Firma in Moers, die die Zellen im Akku austauscht.
Die Vorteile dieses Verfahrens sind: es ist preislich attraktiv, man kann stärkere Zellen einbauen lassen und es entfällt ein Teil des Mülls, nämlich das Gehäuse und die Elektronik, die ja wiederverwendet werden. Natürlich werden die alten Zellen einem Recycling-Verfahren zugeführt.
Uns hat das überzeugt, wir ließen es durchführen und nun sind knapp 450 Wh in dem Akku und alles ist prima.
Ein kleines Restrisiko will ich nicht verheimlichen. Nach meinen Informationen kommt es bei ungefähr jedem 80. bis 100. Akku vor, dass die Elektronik den Zellentausch nicht überlebt und dann der Akku nicht mehr brauchbar ist. In Moers muss man dann nichts bezahlen, hat aber auch nichts mehr. Fairerweise erfährt man das vor der Auftragserteilung.

Was wir im Zusammenhang mit der Akkureparatur lernten, will ich jetzt kurz anreißen.
Natürlich ist dieses Verfahren nicht im Interesse der Hersteller Bosch, Giant, Flyer usw. und auch nicht unbedingt im Interesse der Fahrrad-Händler. Es kann auch passieren, dass das Batteriemanagement nicht mit den neuen Zellen harmoniert.
So gibt es eine Reihe von Argumenten, die auf den*die Pedelec-Besitzer*in einprasseln, um ihn zu verunsichern:
Gefahr explodierender Akkus, undichte Gehäuse, erloschene Betriebserlaubnis und vieles mehr.
Ich kann nur raten, auch die andere Seite zu hören, bevor man Angst bekommt. Mir konnte für mich plausibel gezeigt werden, dass diese Argumente nicht wirklich stichhaltig sind.

Es ist richtig, dass Lithium-Ionen-Akkus als Gefahrgut eingestuft sind und unter bestimmten Umständen in Brand geraten oder sogar explodieren können. Gehäuse können nach einer Reparatur evtl. auch undicht werden. Doch dies alles passiert nicht nach einer sachgerechten Reparatur durch einen kompetenten Fachbetrieb.

Darum sollte es selbstverständlich sein, dass kein Nicht-Fachmann*frau versucht, einen Akku selber zu reparieren. Das kann wirklich gefährlich werden und zu großen Schäden führen
Ich habe aber auch erfahren, dass die Hersteller nicht nur die Kunden verunsichern, sondern durch bauliche Maßnahmen einen Zellentausch erschweren bzw. sogar unmöglich machen.
Manche füllen einfach den gesamten Akku incl. Zellen und Elektronik mit einem Kunststoff, so dass die Zellen nicht mehr ausgetauscht werden können.
Wäre ja nicht so schlimm, kann man denken. Dann muss man eben in den sauren Apfel beißen und sich doch einen neuen Akku kaufen.
Man kann nur hoffen, dass man nicht die Antwort bekommt: Wie, 8 Jahre alt ? Nein, da gibt es keinen Ersatz-Akku mehr. Bitte entsorgen Sie das Rad und kaufen sich ein neues (Das ist keine erfundene Geschichte und kein NoName-Billigrad).

Gerade heute, wo man eben nicht mehr einen Standard-Akku am Gepäckträger befestigt, sondern wo viele Akkus in den Rohren verschwinden, ist man darauf angewiesen, dass es Ersatz-Akkus gibt. Bitteschön auch noch in 20 Jahren. Fahrräder halten länger als ein Auto.

Fazit:
Schon beim Kauf eines Pedelecs sollte man sich zumindest dafür interessieren, ob man die Akkus mit neuen Zellen bestücken kann. Nicht zuletzt könnte es ja auch passieren, dass der Hersteller in etlichen Jahren gar nicht mehr auf dem Markt, aufgekauft, pleite ist oder was auch immer. Und die Kommentare der Verkäufer bei dieser Frage muss man nicht zu ernst nehmen. Zumindest die Möglichkeit eines Zellentauschs wäre in 10 Jahren gar nicht so schlecht.
Doch auch Verkäufer, die bemüht sind, ihre Kunden fair und offen zu beraten, geraten durch die Herstellerpolitik an ihre Grenzen. Oft erfahren auch die besten Verkäufer oder Mechaniker nicht alle wichtigen Details über die montierten Akkus. Auch ist die Entwicklung bei den Akkus noch nicht abgeschlossen, so dass regelmäßig neue Formen und Ausführungen auf den Markt kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei Akkus einmal zu einer vollständigen Kompatibilität durch genormte Abmessungen und Anschlüsse kommt, ist leider sehr gering. Zumindest die Möglichkeit eines Zellentauschs ist aktuell schon oft möglich und wird in der Zukunft wohl noch besser werden

Firmen für den Tausch von Zellen gibt es im Internet einige. Da wir hier im Newsletter werbefrei bleiben, kann ich leider keine Empfehlung geben. Auf persönliche Nachfrage nenne ich gerne die Firma, die wir uns ausgesucht haben und mit der wir zufrieden waren.

Ich persönlich würde es begrüßen, wenn der ADFC sich im Sinne des Verbraucherschutzes dafür einsetzt, dass das Verschleißteil Akku problemlos ersetzbar sein muss.
Meine Intiativen beim Bundesverband liefen leider ins Leere, vielleicht ist das eine Anregung für das eine oder andere Mitglied, da auch mal nachzufragen.

Achim Arians und Wolfgang Dewald
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband Duisburg
Mülheimer Str. 91
47058 Duisburg 
 
Tel.: 0203 / 7742 11
 
E-Mail: redaktion@adfc-duisburg.de
www.adfc-duisburg.de