Die E-Frage:Fahrradverkäufer ist der Job der Stunde

Lesezeit: 2 min

Alles jenseits der 30 schwingt sich gerade auf den E-Bike-Sattel.Da kommt man selbst fast Grübeln. (Foto: imago images/Westend61)

Mit Unterstützung oder ohne? Wie strampeln auf dem Fahrrad - das ist eine der großen Entscheidungen unserer Zeit.

Kolumne von Rudolf Neumaier

Fahrradverkäufer müsste man sein. Dann sähe die Lebensplanung so aus: Jetzt noch zwei, drei Jahre lang Reibach machen mit E-Bikes und dann mit dem Privatjet und ein paar erbaulichen Büchern auf die eigene Südseeinsel, die zum Sonderangebot bei günstiger Mehrwertsteuer als sogenannter Preishammer hergegangen ist. Rückkehr nach München nur, wenn ein Impfstoff da ist und Herr Bachler in der Staatsoper wieder richtige Premieren spielt, wahlweise Herr Köpplinger im Gärtnerplatztheater.

Keine Frage, auch Opernintendant wäre ein interessanter Beruf, aber Fahrradverkäufer ist der Job der Stunde. Sollte unsere Wirtschaft überhaupt über die Runden kommen, wird es den Radlverkäufern zu verdanken sein, die gerade Umsätze generieren wie seinerzeit die Wiesnwirte, als es noch Volksfeste gab.

Pedelecs im Test
:SUV gegen Leichtgewicht

Groß, breite Reifen, schwer. All-Terrain-Pedelecs sind die SUVs unter den Fahrrädern. Doch es gibt bereits die gegenläufige Bewegung, hin zu deutlich leichteren Modellen. Beide haben ihre Vorteile.

Von Marco Völklein

Eine nahezu repräsentative Umschau im Bekanntenkreis hat ergeben, dass man eine aus der Zeit gefallene arme Wurst ist, wenn man sich noch eigenfüßig abstrampelt. Jenseits der 30 legt man sich ein E-Bike zu. Selbst Leute, die seit ihrer Kindheit nicht mehr radelten, fangen wieder stramm an. Und wenn man die Warteschlangen in den Radlläden sieht und Verkaufsgesprächen lauscht, geht der Trend zum Zweit- und Dritt-E-Bike.

Ein Verkaufsargument ist Diversität: Inzwischen gibt es schon Mountainbikes und Rennräder mit Elektroantrieb. Bergradeln mit einem E-Mountainbike? Das dürfte so abenteuerlich sein, wie man sich wohl auch Streicheleinheiten mit aufblasbaren Gummipuppen vorzustellen hat, wobei über deren Elektrifizierungsgrad keine Kenntnisse vorliegen.

Für den Gebsattelberg in der Au hat es bislang weder ein Mountainbike noch ein E-Mountainbike gebraucht. Wer ihn auf einem konventionellen Zehn-Gang-Fahrrad hochhechelt und von ungeduldigen Mittachtzigerinnen unter heftigsten Aufforderungen wie "Auf d'Seitn!" niedergeklingelt wird, die mit ihrem E-Bike das Überholen kaum erwarten können, weil sie ihre Blumen bittschön noch möglichst unverwelkt ans Grab im Ostfriedhof bringen wollen, wer also auf dem Gebsattelberg ins Hecheln kommt, könnte ins Grübeln kommen: 3000 Euro für E-Radfahrten mit der Gewähr auf unverschwitzte Ankunft lockermachen oder lieber präpotente Omas ausbremsen?

Das E-Bike ist der Thermomix unter den Fortbewegungsmitteln. Es boomt. Gegen die Elektrifizierung des eigenen Radlfuhrparks spricht nun der Faktor Sportsgeist. Und solange keine ärztlichen Einwände entgegenstehen, ist es auch gesünder. Schnaps helfe gegen Cholera, heißt es in einem Schlager der 1970er, Radfahren hingegen beuge der Gicht vor. Der Refrain lautet "Ja, mir san mit'm Radl da" und hat eine Gaudiburschenmelodie. Wenn's dauernd regnet, so wie diese Woche, wird aber jede Radlerei verdrießlich. Und ist nicht ohnehin das Automobil gemütlicher? Man spart sich sogar den Schnaps, weil vom Autofahren hat auch noch keiner Cholera bekommen.

© SZ vom 18.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFerien in Deutschland
:So wird der Fahrradurlaub perfekt

In diesem Jahr ist Radfahren im Urlaub so beliebt wie nie - selbst bei Familien. Doch wie plant man einen Ausflug so, damit Kinder nicht überfordert sind und sie möglichst viel Spaß daran haben?

Von Thomas Hummel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: