Mit Maske, Disziplin und starken Überzeugungen hat der Umweltausschuss fast 50 einzelne Punkte abgearbeitet. Dabei diskutierte er entlang der neuen Frontlinie der Lokalpolitik: Auto oder Fahrrad. Nach gut fünf Stunden gab es hier einen klaren Gewinner. Es ging aber auch um Schulsanierung, Emilienbrunnen und einiges mehr.

Der Ausschuss für Umwelt, Klima, Infrastruktur und Verkehr (AUKIV) ist für seine Marathon-Sitzungen berüchtigt, doch an diesem Dienstagabend bricht er seinen eigenen Rekord erneut: alleine der öffentliche Teil der Sitzung dauert fünf Stunden und 15 Minuten.

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In der Corona-Pause hatten sich viele Themen aufgestaut, die jetzt – geschützt durch Masken und große Abstände – im Bensberger Ratssaal abgearbeitet werden müssen.

Dabei zeigt sich deutlicher denn je, dass im Stadtrat und den Ausschüssen zwei Lager gegenüber stehen: Auf der einen Seite das neue Bündnis von SPD, Grünen und FDP, auf der anderen Seite die CDU. Im Kreuzfeuer dazwischen findet sich immer häufiger die Stadtverwaltung wieder – deren Vorlagen an diesem Abend immer wieder abgelehnt werden.

Eigentlich sind die Mehrheitsverhältnisse im AUKIV klar: Mit fünf Mitgliedern der SPD, drei der Grünen und einem der FDP verfügt die „Ampel“ über neun Stimmen. Die CDU hat acht. Hinzu kommen „Linke mit Bürgerpartei GL“ und Mitte-rechts mit jeweils einem Vertreter.

Hinweis der Redaktion: Die erste Fassung des Beitrags enthielt zwei Fehler, die wir inzwischen korrigiert haben. Die CDU hat nicht sieben, sondern acht stimmberechtigte Mitglieder – was bei einigen Abstimmungen eine Rolle spielt. Zudem hat der Ausschuss beim Schulzentrum Kleefeld nicht für die Ausstockung des bestehenden Gebäudes, sondern für ein zweistöckiges Gebäude auf dem angrenzenden Bolzplatz gestimmt. Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.

Dennoch gerät Grün-gelb-rot mit den Themen Tempo-30, Fahrradstraße und Radwege auf die Verliererstraße, die CDU setzt sich mit der Brötchentaste und anderen Themen durch. Weil sie von links und rechts unterstützt wird – und weil eine SPD-Vertreterin zur Mitte der Sitzung ersatzlos das Feld räumt.

Wir können die langen Debatten des Abends, mit bis zu 30 Redebeiträgen je Tagesordnungspunkt, nicht im Detail wiedergeben, sondern beschränken uns auf eine Auswahl. Die Tagesordnung und die Dokumente finden Sie hier.

Verzögerungen bei Otto-Hahn und DBG

Zum Auftakt gibt es einige Mitteilungen des Bürgermeisters, Lutz Urbach ist ungewöhnlicherweise selbst erschienen – und schlüpft in die Rolle des Hiob.

Die Sanierung der Otto-Hahn-Schulen sei zwar in der Zielgeraden, aber wohl erst im Herbst könne die Schule nach gut fünf Jahren Bauzeit fertig gestellt werden.

Auch der Neubau der Turnhalle am DBG sei in Verzug. Die sollte eigentlich im Mai fertig sein, doch dann gab einen sehr großen Wasserschaden. Vor Ende des Jahres werde das wohl nichts.

Grünes Licht für das NCG

Der Antrag der Verwaltung, bei der Sanierung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums etwas tiefer in die Tasche zu greifen und insgesamt 1,75 Millionen Euro mehr als zuletzt bewilligt in die Ausstattung der Aula, der IT-Räume und in Waschbecken zu investieren, wird einstimmig angenommen.

Hier hatte der Abriss des alten Nordtraktes gerade begonnen, mehr dazu in diesem Beitrag.

Das Schulzentrum Kleefeld wird aufgestockt

Für die notwendige Erweiterung des Schulzentrums im Kleefeld hatte die Verwaltung vorgeschlagen, auf dem Bolzplatz hinter der Kita des Heilsbrunnens einen Neubau zu errichten.

Das lehnt der Ausschuss ab, weil damit die letzte Freifläche im Hebborner Feld verloren ginge. Statt dessen entscheidet sich der Ausschuss für eine Alternative (Variante A), die ein schmaleres zweistöckiges Gebäude vorsieht. Damit würde weniger Fläche verbraucht – und der freibleibende Teil soll weiter als Bolzplatz zur Verfügung stehen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Absatz war in einer erste Fassung fehlerhaft, wir haben die Darstellung korrigiert.

Schlosstraße und Emilienbrunnen

Die Entwurfsplanung für die Bauabschnitte 2 bis 4 der Schlossstraße wird nicht mehr breit diskutiert. Nur die künftige Gestaltung des Emilienbrunnens ist ein großes Thema.

Nachdem sich in der Bürgerschaft großer Widerstand gegen den nüchternen, sehr reduzierten Entwurf der Verwaltung formiert hat versucht die CDU, mit einem Antrag Druck aus dem Kessel zu nehmen. Für die Sitzung des Planungsausschusses, der ohnehin das letzte Wort hat, soll die Stadt ein paar Visualisierungen und Varianten präsentieren. Über die konkrete Gestaltung des Brunnens könne man dann noch einmal später reden.

Die Stadtverwaltung stellt klar, dass keinesfalls geplant sei, zwei Kopflinden in der Allee hinauf zum Schloss zu opfern. Im Gegenteil, die Lindenallee solle auch in die andere Richtung gestärkt werden.

Gegen die grundsätzliche offene Gestaltung des künftigen „Emilienplätzchen“ gibt es keinen Widerstand. Für den Antrag der CDU stimmen auch die FDP, die Linke und drei Vertreter der SPD. Dagegen sind die Grünen, Mitte-rechts und zwei Sozialdemokraten.

Gegen die Einbahnstraße in der Laurentiusstraße

Nun kommt ein Fahrradthema nach dem anderen auf den Tisch. So gibt es eine Bürgeranregung, die Laurentiusstraße für Radfahrer in beide Richtungen frei zu geben.

Die Verwaltung ist dagegen, weil zu gefährlich – und auch die CDU hält das für fahrlässig.

Die Grünen können nicht nachvollziehen, warum eine solche ad-hoc-Maßnahme zur Stärkung des Radverkehrs nicht möglich sei. Dabei werden sie vehement von der SPD und der FDP unterstützt: Bei der Umsetzung der Einzelmaßnahmen des Mobilitätskonzeptes müsse die Schlagzahl jetzt endlich erhöht werden.

Der Antrag der Grünen, die Verwaltung solle unverzüglich ein Konzept für die Öffnung erarbeiten, erhält eine breite Mehrheit, gegen eine Stimme und eine Enthaltung bei der CDU. Aber das ist nur ein Etappensieg der Radfahrlobby.

Lückenschluss des Radwegenetzes in Bensberg

Die Verwaltung schlägt vor, an der Buddestraße und am Busbahnhof weitere Radwege einzurichten, auch das Maßnahmen aus dem vor Jahren beschlossenen Mobilitätskonzept.

Hier gibt es viel pro und contra, auch für die Grünen sind einige Vorschläge der Verwaltung vor allem am Busbahnhof nicht ausgereift, die CDU würde gerne erst einmal Tests durchführen.

Die FDP, aber auch die CDU, kritisieren einen Flickenteppich von Maßnahmen und fordern von der Verwaltung ein Gesamtkonzept ein.

Am Ende macht die CDU einen Kompromissvorschlag: auf der Buddestraße wird getestet, wie sich eine Radspur auf den Autoverkehr auswirkt – und die anderen Vorschläge soll die Verwaltung noch einmal mit dem ADFC durchsprechen. Dafür gibt es eine große Mehrheit.

Ein Parkleitsystem für Bensberg

Dass Bensberg als Kompensation für den Wegfall von Parkplätzen ein Parkleitsystem bekommen soll, hat der Ausschuss schon mehrfach beschlossen. Dass es das auch in einer dynamischen Variante geben kann, die die aktuelle Lage anzeigt, hatte die Stadt in ihrer Vorlage zu einem Antrag der CDU bezweifelt.

Das wird von allen Seiten zurück gewiesen. Die Grünen fordern, dass auch der öffentliche Nahverkehr in diesem System integriert wird – in Form von Fahrplaninformationen. Darüber hinaus wollen die Grünen, dass das Leitsystem die Schlossstraße nicht erfasst – sondern die Autofahrer nur in die umliegenden Parkhäuser geleitet werden.

Der letzte Punkt wird von der CDU, aber auch von der FDP abgelehnt.

Für die Forderung nach einem dynamischen Parkleitsystem, das auch den ÖPNV einschließt, stimmen alle, nur die Grünen enthalten sich.

Tempo 30 auf der unteren Hauptstraße

Die Grünen haben die kurzfristige Veränderung der Verkehrsführung auf der unteren Hauptstraße (Radfahrer müssen jetzt auf der Straße fahren) zum Anlass genommen, die alte Forderung nach Einrichtung einer Tempo-30-Zone und die langfristige Umwandlung in eine verkehrsberuhigte Zone, erneut aufzunehmen.

Die Verwaltung widerspricht: dafür müssten Unfälle mit Radfahrern vorliegen, die auf überhöhtes Tempo zurückzuführen sind. Das entspreche allerdings nicht der neuen Rechtslage, wendet Friedhelm Bihn, Vertreter des Inklusionsbeirats ein.

Die CDU richtet sich deutlich gegen Tempo 30: dafür gebe es überhaupt keinen Grund.

Die Grünen formulieren um – und beantragen, die untere Hauptstraße kurzfristig zur Fahrradstraße zu erklären.

Dafür stimmen Grüne, SPD und FDP. Und verlieren dennoch gegen die CDU, die von Mitte-rechts unterstützt wird, bei Enthaltung der Linken. Eine Vertreterin der SPD hat zu diesem Zeitpunkt den Saal bereits verlassen – was dank der Stimme des Ausschussvorsitzenden Buchen (CDU) aber keine Auswirkung hat.

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version hatten wir Buchens Stimme übersehen, diese Passage wurde korrigiert.

Die Brötchentaste

Die Frontlinien – und die aktuelle Mehrheitsverhältnisse – werden beim Thema Brötchentaste noch offenkundiger. Die CDU will dieses freie Parken von derzeit 15 auf 30 Minuten ausweiten, um dem Einzelhandel kurzfristig in der Krise zu helfen.

Die FDP wirft der CDU daraufhin vor, die Probleme des Einzelhandels nicht verstanden zu haben. Nur attraktive Innenstädte könnten helfen, und dafür müsse der Autoverkehr zurückgedrängt werden.

Für die Brötchentaste stimmen dann CDU, Mitte-rechts und Linke; das sind drei Stimmen mehr, als die Ampel-Koalition aufbringt.

Die Öffnung der Fußgängerzone

Der Glaubenskrieg blitzt dann bei einer erneuten Diskussion über die Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr auf. Grüne, SPD und FDP fordern es, auch zur Förderung des Einzelhandels.

CDU und die Stadtverwaltung widersprechen. Es gebe sehr viele Beschwerden der Bürger über rowdyhaftes Verhalten von Radfahrern. Zudem nutzten sie die Strecke durch die Fußgängerzone nur als Abkürzung, aber nicht zum Einkaufen.

Gegen die Öffnung stimmen dann die CDU und die Linke. Dafür nur die Grünen und zwei SPD-Vertreter, alle anderen enthalten sich.

Was wird aus den Dirt Stylern?

Zum Schluss diskutiert der Ausschuss ein schwieriges Thema: die Zukunft des Mountainbike-Parcours des Vereins „Dirt Styler“ im Nussbaumer Wald. Die FDP fordert, den Jugendlichen dort eine Perspektive zu geben und die Anlage durch einen Bebauungsplan zu legalisieren.

Die SPD geht einen Schritt weiter und forderte die Verwaltung auf, eine Platz zu finden, wo die Jugendlichen ihrem Sport nachgehen könnten.

Die Verwaltung berichtet eindringlich, dass sie diese Anlage bereits seit fünf Jahren dulde, obwohl es ein Schwarzbau ist. Zudem gebe es heikle Haftungsfragen. Daher müsse die Stadt jetzt ein Verbot ausspreche. Dagegen könne der Verein klagen – und noch einmal zwei Jahre Zeit gewinnen.

Denn die Dirt Styler, so die Stadtverwaltung, hätten gerade eine Antrag auf Einleitung eines Bauleitverfahrens gestellt. Der werde geprüft und bearbeitet. Was einen großen Aufwand mit sich bringe – wo doch die Stadt mit Blick auf die Schaffung neuen Wohnraums eigentlich ganz andere Aufgaben habe.

Dennoch stellt die FDP ihren Antrag zur Aufstellung eine Bebauungsplans und weiterer Duldung der Dirt Styler zur Abstimmung. Und gewinnt die Zustimmung der SPD, von zwei Grünen und Mitte-rechts. Dagegen stimmt nur die Linke, die CDU und ein Grüner enthalten sich.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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22 Kommentare

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  1. Wie bürgerfreundliche Politik gegen die Brötchentaste kann, erschließt sich mir nicht. Es ist nicht schön wenn man nach 16 Minuten einen Strafzettel unter der Windschutzscheibe hat. Dann kosten nämlich 3 Brötchen Euro 15.96. Gerade für die älteren Mitbürger die nicht mehr im auf Laufschritt zum Laden hin und rück können, sind 30 Minuten eine Erleichterung. Ich bin jedenfalls für die 30 Minutentaste dankbar.

  2. Der Radfahrer: Das neue Feindbild der ewig gestrigen? DER neue ideologische Gegner im Straßenverkehr beim Kampf um den begrenzten Raum? Widersacher einer neuen Neiddebatte? Kaum geht es auch nur im Kleinen darum für den Radfahrenden sichere und sinnvolle Infrastruktur ins Gespräch zu bringen, wird darauf hingewiesen, das es Radfahrer gibt, die sich nicht an Verkehrsregeln halten. Das es Fehlverhalten auch unter Radfahrenden gibt ist unstrittig. Dennoch was nützt es dem Diskurs und der Entwicklung. Ich höre immer wieder: Erst müssen sich die Rad-Raser, die Rambos auf zwei Rädern oder wie auch immer die neue Spezies benannt und beschimpft wird, die IMMER durch die „Gegend brettern“ einzig allein um ALLE anderen (Fußgänger, Hundehalter, Wanderer und vor allem Autofahrer) und sich selbst zu gefährden, an die Verkehrsregeln halten. Dann und erst dann darf auch der überwiegende Rest der regelkonformen Radler Grundlegendes fordern und wird u.U. mit gemalten Schutzstreifen oder schmalen Radwegen belohnt. Warum eigentlich? Wer käme beim Straßenbau auf die absurde Idee den Auto-/Bus-/LKW-Fahrer im Vorfeld in die Pflicht zu nehmen und ihn daran zu erinnern, das auch für ihn die StVO gilt? Oder ihn daran zu erinnern, dass er als stärkerer Verkehrsteilnehmer einer besonderen Sorgfaltspflicht gegenüber allen anderen unterliegt.

  3. Sehr geehrte Frau Sabine P.
    Nichts gegen sichere Radwege, aber für mich (82 Jahre,noch relativ fit durch lebenslangen Sport) ist Radfahren leider aber nicht mehr angesagt, daher ist die Brötchentaste sehr wichtig für kürzere Erledigungen. Nicht alle sind jung genug zum Fahradfahren ! Als Fußgänger und Autofahrer habe ich öfter mal festgestellt,dass sich Zweiradfahrer sehr aggressiv verhalten .
    Freundlichen Gruß
    R.S.

  4. Ich nehme mal an, Herr Voß, dass Sie Radler sind und sich in keinen PKW setzen. Es ist auch vollkommen verständlich, dass sich Radler gegen die viel stärkeren von Blechkarossen umgebenen Autofahrer auch verbal schützen müssen. Nur vermisse ich bei Ihnen wie bei vielen anderen, auch und gerade aus der Fraktion des motorisierten Individulaverkehrs, eine kritische Haltung gegenüber den Verirrungen der Verwaltung.

    Fußgängerzone mir Radfahrern ist mit gegenseitiger Rücksichtnahme ok, nur wer sagst den Radlern? Und die Laurentiusstr. als Abkürzungsbeispiel der Autofahrer zu nennen scheint mir ein bisschen daneben. Zur unteren Hauptstr. lässt sich auch anderesw über die Radler sagen. Nämlich über die auf der falschen Seite fahrenden und rücksichtlos über „Fußgängerüberwege“ brettern.

    Was unserer Gesellschaft fehlt ist Rücksichtnahme und gegenseitiger Respekt. Das gilt für Radler wie für Autofahrer und Fußgänger.

  5. „Zudem nutzten sie (die Radfahrer, Anm.) die Strecke durch die Fußgängerzone nur als Abkürzung, aber nicht zum Einkaufen.“
    Ja natürlich, was ist denn daran verwerflich ? Die Laurentiusstraße wird ja auch von Autofahrern als Abkürzung benutzt. Nicht auszudenken, wenn die hier auch noch alle einkaufen wollten ;-)
    Das mit der Brötchentaste werte ich jetzt mal als Unfall, nach 5 Std. AUKIV passiert sowas. Selbst die 15 min. sind doch schon ein exclusives Extra, welches es woanders überhaupt nicht gibt.
    Wirklich ärgerlich ist die Situation an der unteren Hauptstraße,
    zumal dort bis vor 10(?) Jahren 30 Sachen ausgeschildert war.
    Und daß die Radler dort jetzt auf der Straße fahren müssen ist völlig ok, nur – wer sagt`s den Autorasern ? Ich empfehle mittiges, zügiges radeln, denn ein Mindestabstand von 1,50m ist dort gar nicht einzuhalten.

    „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
    Jean-Claude Juncker
    „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient“ Joseph Marie de Maistre
    “ Der Kampf geht weiter“ Rudi Dutschke

  6. Unsere Politiker versuchen sich an vielen Problemen, was aber selten über das Basteln wie bei Modellautos hinausgeht. Wann wird er kommen, der lange erwartete Plan, der die wünschenswerte Zukunft unserer Stadt aufzeigt? Begiffe wie Schlafstadt, Industriestadt, Randmetropole, Tor zum Bergischen Land, Perle in der Kette rund um die Rheinmetropolen, alles Schlagworte, die mal mehr mal weniger, mal berechtigt mal nicht, in machen Äußerungen von Politikern, unerwünscht von sogenannten Zukunftsforschern und in einigen Broschpüren auftauchen. Es wurden viele Gremien gebildet, runde Tisch initiiert, Notwenigkeiten formuliert – alles weitgehend warme Luft, Alibi-Äußerungen, politische Augenwischerei. Aber Pläne, die merkbar durchgeführt werden, Konzepte wie eins für die zukünftige Verkehrsführung vor allem nach dem FNP oder ehrliche Stellungnahmen zu Schadstoffemissionen und deren Vermeidung sind für die Politik in BGL UFOs.

  7. Frank Stein, Bürgermeister 2020

    Steht unter ihrem Beitrag.
    Oben steht „Team Frank Stein“.

    Sorry, Herr Stein, Sie sind nicht Bürgermeister in Bergisch Gladbach,
    und wenn ich ihre Wahlkampfstrategie verfolge komme ich zu dem Ergebnis, dass Sie das Amt auch nie bekleiden sollten.

  8. „Brötchentaste siegt über Fahrradstraße“

    So ist der Titel des nachfolgenden Berichts des Bürgerportal in-gl über die Sitzung des sog. „AUKIV“, also des Umwelt- und Infrastrukturausschusses der Stadt Bergisch Gladbach. Und das ist eine sehr treffende Überschrift. So stelle ich mir eine gute Verkehrspolitik definitiv nicht vor. Mit unverbindlichen Lippenbekenntnissen werden wir die dringend notwendige Verkehrswende nicht umsetzen könne. Und die Empörung der Klimafreunde Rhein-Berg kann ich absolut nachvollziehen.

    Fazit: Die Umsetzung des 2016 (!) beschlossenen Mobilitätskonzepts erfolgt nach wie vor nur in Trippelschritten und die auch nur im Schneckentempo. Das werde ich als Bürgermeister gemeinsam mit Bündnis 90 / Die Grünen Bergisch Gladbach, FDP Bergisch Gladbach und SPD Bergisch Gladbach ändern. Wir müssen die Mobilität in Bergisch Gladbach endlich fit für die Zukunft machen!

    Frank Stein, Bürgermeister 2020

  9. Wasch mich, aber mach mich nicht naß – so scheint Rat und Verwaltung zu agieren. Da werden Konzepte (wie das Mobilitätskonzept) gemacht, aber nicht konsequent umgesetzt, sondern eben nur Flickwerk produziert. Das hat dann keinen Effekt, außer, dass man sich in den entsprechenden Städterankings wieder „ganz unten“ wiederfindet. Ich befürchte, das wird beim Thema Digitalisierung wieder so laufen. Schade ums Geld dafür.

  10. Für mich als Radfahrerin haben sich die Verkehrsbedingungen in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert. Seit 25 Jahren warte ich darauf, die Stadt sicher von West nach Ost durchqueren zu können, das ist für Fahrräder nicht möglich! Im Verkehr von Turbokreisel, Kirmeskreisel und neuerdings auch der unteren Hauptstraße braucht man heute beim Radeln wirklich Mut. Östlich des Turbokreisels ist sowieso Todesverachtung erforderlich.
    Und erinnert sich noch jemand daran, dass es vor Jahren an der Volkshochschule einen überdachten Fahrradstellplatz gab? Da konnte man nach Abendkursen im Herbst/Winter tatsächlich auf ein trockenes Rad steigen, auch wenn es schon in Strömen goss…
    Eine Brötchentaste brauche ich nicht. Kreative Lösungen für ein gerechtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer sind aber bislang kein Markenzeichen von Bergisch Gladbach :-(

  11. Ich bin grundsätzlich gegen Schilderwald.
    Wir bezeichnen uns als eine zivilisierte Gesellschaft, in ethischen, auch in religiösen Ansichten auf Miteinander und Rücksichtnahme geeicht. Wobei die Konfession/Religionszugehörigkeit eigentlich keine Rolle spielt.

    StVO §1
    (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

    (2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

    Jede/r, der/die die Führerscheinprüfung bestehen will hat diese Sätze zu verinnerlichen.
    Und danach? Dann kommt die Gewohnheit, et hätt noch immer jot jejange.

    Die Hauptstrasse zwischen Abzweig Dechant-Müller-Strasse und Driescher Kreisel ist gerade mal 400 Meter lang.
    Alle paar Minuten fährt da der Bus durch, hält auch an. Auch mit Porsche oder Ferrari unterwegs muss man da warten.
    Der Radweg auf dem Gehweg ist jetzt verboten, ist auch für die meisten Radfahrer sinnvoll.

    Man muss langsam mal begreifen, dass es immer mehr Radfahrer gibt, die ihr Rad als echte Alternative zum Auto sehen,
    und die sind auch in der Ebene mit 25 – 40 km/h unterwegs. Die mit den Nummernschildbepflichteten sogar noch schneller (die sind zwar nicht auf dem Radweg, werden aber im allgemeinen Strassenverkehr immer öfter auftauchen).
    Natürlich haben die auf dem Gehweg nichts verloren.

    Meine Nachbarin ist Ü80, fährt aber immer noch Fahrrad, die hat aber Schiss, auf die Straße auszuweichen.
    Was machen wir jetzt, ein neues Verkehrsschild: OK, alte Ommas, die nicht schneller als 11 km/h fahren, dürfen den Fussgängerweg benutzen.
    Gehts noch?

    Da die Bekloppten so schnell nicht aussterben werden, plädiere ich für ein drei Meter großes Abbild des Verkehrszeichens 138-10 (das ist ein dreieckiges Zeichen, auf weissem Grund ist ein Fahrrad, rot eingerahmt) direkt nach dem Abzweig auf der Hauptstrasse, welches dem Porsche-Fahrer, der mir letzte Woche mit seinem rechten Rückspiegel in meine Lenkgeometrie eingreifen wollte, vielleicht davon abgehalten hätte, bis zum nächsten Haltepunkt zwei oder drei Sekunden zu gewinnen.

    Eigenverantwortung fordern (auch fördern, durch Aufklärung), Schilderwald reduzieren, das ist die politische Aufgabe.

    Kuckelt mal nach Drachten oder Bohmte.
    Wir sind nicht so blöd wie wir es vielleicht sein sollen.

  12. (Der Computer hat den Kommentar abgeschickt, bevor er fertig war… ;-)

    “Die FDP, aber auch die CDU, kritisieren einen Flickenteppich von Maßnahmen und fordern von der Verwaltung ein Gesamtkonzept ein.”

    Vor genau vier Jahren wurde das städtische Mobilitätskonzept verabschiedet.
    Die Parteien haben darauf bestanden, jede Maßnahme einzeln in den Ausschüssen zu diskutieren und zu beschließen. Diesen ‚Flickenteppich‘ haben die AUKIV-Mitglieder und insbesondere die CDU als stärkste Fraktion selbst verantwortet!

  13. Ein trauriges, rückwärtsgewandtes Hick-Hack. ‚Gestalten‘? Fehlanzeige.
    „Die FDP, aber auch die CDU, kritisieren einen Flickenteppich von Maßnahmen und fordern von der Verwaltung ein Gesamtkonzept ein.“

    Die Verwaltung widerspricht sich derweil selbst:

    Zu Tempo 30 auf der unteren Hauptstraße heißt es, „dafür müssten Unfälle mit Radfahrern vorliegen, die auf überhöhtes Tempo zurückzuführen sind.“
    Zur Öffnung der FGZ dann, „Es gebe sehr viele Beschwerden der Bürger über rowdyhaftes Verhalten von Radfahrern.“

    Ja, was denn nun? Muss es erst Unfälle und Verletzte geben oder nicht?

  14. Die CDU verpennt die Zeichen der Zeit. Mit einer Programmatik aus den Achtzigerjahren wird man der Wirklichkeit in der Großstadt nicht mehr gerecht. Im Gegenteil, durch das Festhalten am Status quo werden dringend notwendige innovative Lösungen verhindert. Die Ausschuss-Ergebnisse sind dafür das beste Beispiel. Trotz aller Lippenbekenntnisse kann man sich nur schwer vorstellen, dass mit einem CDU-Bürgermeisterkandidaten nicht weiterhin das Auto die Hauptrolle in der Verkehrspolitik spielen wird. Die Union sollte sich mal die nächsten Jahre vom anstrengenden Regieren frei nehmen und sich programmatisch erneuern.

  15. Wenn ich bedenke, für wie viele Menschen diese heiß diskutierten und für viele von uns scheinbar „existentiellen“ Themen im Verhältnis zu ihren wirklichen Sorgen nur mikrobisch klein sind, kann man wirklich schon ein schlechtes Gewissen bekommen hier überhaupt etwas beizutragen.
    Vielleicht würde uns ja bei diesen „so vehement wichtigen“ Themen auch einfach nur gegenseitige Akzeptanz, Rücksichtnahme und ein wenig Empathie weiter bringen.
    Wenn ich mich sehr weit zurück erinnere, nannte man u.a. auch das eine Tugend. Da war doch was … ,oder?!
    Aufgrund der Tatsache körperlich selten in der Lage zu sein mein Fahrrad zu nutzen feiere ich jedenfalls sehr oft Carl Benz und freue mich über die Brötchentaste.

  16. Gut, dass demnächst gewählt wird. Ich bin mir sicher, dass wir hier endlich positive Veränderung zugunsten der Radfahrer*innen erleben werden. Wird auch langsam Zeit….

    Was ist eigentlich mit dem Radschnellweg nach Köln? Wann findet die Umsetzung statt?

    VG Paula

  17. Wer bereits vermutet hatte, dass Herr Buchens Pläne zu „Nachhaltigkeit in der Mobilität und im Klimaschutz“ nichts weiter als Augenwischerei sind, dürfte sich jetzt bestätigt sehen.

    Aber zumindest für die Dirt Stylers gibt es gute Nachrichten, das freut mich.

  18. Ein deutliches Zeichen gegen die Verkehrswende und gegen den Radverkehr in Bergisch Gladbach. Unfassbar welche – sollte man es Ignoranz nennen – Einstellung immer noch bei den politischen Entscheidungsträgern vorherrscht. In welcher Blase bewegen sich diese Menschen. Mal nach Köln geschaut oder in andere Kommunen bei denen das Wissen um die Notwendigkeit zur Förderung des Radverkehrs längst angekommen ist. Es wäre an Herrn Buchen und seiner CDU gewesen zu zeigen, in wie fern man seine Wahlversprechung ernst nehmen kann. Und nicht nur anhand der Brötchentaste für das Klientel der Autofahrer. Chance vertan. Gezeigt wer hier regiert!? Deutlicher geht es nicht.

  19. Ich bin gestern wieder einmal durch die untere Hauptstraße geradelt – jetzt gezwungenermaßen auf der Fahrbahn mit dicht überholenden, flott fahrenden Autos. Neben der Einmündung Dechant-Müller-Straße/Hauptstraße, dem Driescher Kreisel und der Schnabelsmühle hat die Stadt den Radfahrern hier eine vierte „Freude“ auf einer Hauptstrecke geschaffen. Wenn ich dann heute früh von den diversen AUKIV-Beschlüssen lese, motiviert mich das um so mehr für die Kommunalwahl im Herbst. Immer mehr hoffe ich auf einen Rat mit neuen Mehrheiten! (Und, nein, ich zähle mich nicht zu den rowdyhaften Radfahrern, die bei dieser Gelegenheit gern angeführt werden.)

  20. Diese wunderbare Stadt ist und bleibt eine Auto-Stadt.
    Die CDU ist eine klassische Mittelstandspartei und blockt alles, was de rEinzelhandel nicht will.
    Radfahrer haben in vielen Dingen das Nachsehen. Manchmal gibt es zwei Radwege nebeneinander, manchmal gar keine.
    Ein Gesamtkonzept müßte alle Straßen ohne Radwege auf Tempo 30 setzen und die Stadt dazu zwingen, alle Straßen, ob Einbahn oder nicht, mit Radwegstreifen beidseitig in roter Farbe auszustatten. Erst wenn ein einheitliches Bild für Radfahrer entsteht, wird der Bürger auf sein Rad umsteigen und das Auto zuhause lassen.
    Da helfen die Mobiliitätstationen wenig, die von externen bezahlt werden.
    Dafür kann man in der kommenden Kommunlawahl natürlich die Weichen stellen.

  21. Ein Lichtblick ist die Entwicklung bei den Dirt Stylerz: ein Jugendsport-Projekt mit solcher überregionaler Strahlkraft, ein solch spektakulärer Publikumsmagnet, mit Mehrgenerationencharakter, und durch die Eigeninitiative für die Stadt noch dazu komplett kostenlos – wer das nicht begreift muss blind sein. Haftungsfragen müssen geklärt sein, das steht außer Frage und ist eine Hausaufgabe für die Beteiligten, aber ein Verbot und Abriss wären ein herber Verlust für (die Jugendarbeit in) Bergisch Gladbach.
    Ernüchternd ist dagegen die Haltung der CDU und Teilen der SPD zu den übrigen Fahrradthemen. Eine Verkehrswende und ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept für Bergisch Gladbach scheint in diesen eingerosteten Köpfen einfach nicht durchzudringen…

  22. Ich wohne auf der Laurentiusstrasse, die derzeit und hoffentlich dauerhaft von Radfahrern nur in der Einbahnstrassenrichtung befahren werden darf. Ich erlebe täglich erwachsene Radfahrer, die mit teils hoher Geschwindigkeit entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung und/oder auf Fusswegen fahren mit oft genug gefährlichen Situationen. Das liegt an der Enge der Strasse und dem Zustand der Fahrbahndecke aber auch daran, dass der Fahrradweg an der Einmündung Odenthaler Strasse von Hebborn aus kommend endet, die Laurentiusstrasse abschüssig wird und die Radfahrer ein hohes Tempo bekommen und die Strasse wegen mangelnder weiträumiger Umfahrmöglichkeiten stark frequentiert ist. Sie zu öffnen würde über das heute schon bestehende Gefahrenpotential hinaus die Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer extrem erhöhen.
    Ich würde mir statt dessen hier einmal Kontrollen mit Sanktionen wünschen, freundliche Hinweise der Anwohner haben bisher nicht zu Erfolgen geführt, eher zu wüsten Beschimpfungen mit eindeutigen Handzeichen.