Ride of Silence
Am 15. Mai erinnern Rad-Aktivisten weltweit mit dem „Ride of Silence“ an im Straßenverkehr getötete und verletzte Radfahrer*innen. Die Idee zu den stillen Gedenkfahrten kommt aus den USA (Der erste Ride of Silence wurde 2003 in Dallas, Texas begangen) und ist mittlerweile zu einer weltweiten Bewegung geworden. Inzwischen findet er in mehr als 350 Städten weltweit am dritten Mittwoch im Mai statt.
 
 
 
 
Die vorläufigen Zahlen zeigen: 2018 gab es wieder mehr Verkehrstote in Deutschland. Auch die Zahl der getöteten Radfahrenden ist erneut gestiegen und hat die 400er Marke überschritten.
Zum Gedenken an die getöteten und verletzten Radfahrerinnen und Radfahrer stellen Aktivisten weltweit weiß gestrichene Geisterräder an den Unfallstellen auf. Beim Ride of Silence fahren Teilnehmer*innen schweigend zu den Unglücksorten und tragen dabei meist weiße oder helle Kleidung.
Der Ride of Silence findet weltweit jeweils am dritten Mittwoch im Mai statt. Auch in Deutschland gibt es in mehreren Städten Gedenkfahrten.
Der ADFC lud am 15. Mai zum ersten Ride of Silence in Duisburg.
2018 wurden in Duisburg zwei Radfahrer (und eine Fußgängerin) bei Unfällen getötet. Gerade in Duisburg ist die Gefahr, die durch rechtsabbiegende LKWs ausgeht, extrem hoch. Auch in diesem Jahr ist schon wieder das erste Opfer zu beklagen.
Mit dem Ride of Silence verleihen wir unserer Trauer und auch unserer Wut Ausdruck, gemeinsam mit zehntausenden Radfahrern und Radfahrerinnen auf der ganzen Welt, die heute ebenfalls den Ride of Silence fahren.
Leider ist der Ride of Silence notwendiger denn je, gerade in Duisburg mit dem extrem hohen Verkehrsaufkommen an LKWs.

"Ich will jetzt nicht Statistiken zitieren, wer in wieviel Prozent der Unfälle zwischen Auto und Rad der Hauptverursacher ist.
- Solange hier Tausende von 40-Tonnern mitten durch die Stadt fahren, die jedes Mal wenn sie rechts abbiegen, einen Blindflug machen
- Solange wir täglich mit engen, holperigen, plötzlich im Nichts endenden Radwegen kämpfen,
- Solange Radwege zugeparkt sind oder in Baugruben führen und ständig die Gefahr besteht, dass urplötzlich eine Autotür vor uns aufgerissen wird ,ist unsere Antwort: Wir machen aufmerksam dass wir da sind und fordern Sicherheit!
Denn die Straße ist für alle da!"

So stimmte Organisator Wolfgang Dewald die Teilnehmer ein.
 
„Für so viele Dinge wird gekämpft – für Menschenleben nicht? Warum fordern nicht alle Lkw-Fahrer gemeinsam den Abbiegeassistenten?“ So klagte die Mutter des bei einem der typischen Abbiege-Unfälle Ende 2017 getöteten 14 jährigen Paul aus Flensburg. Einer der klassischen Unfalltypen: ein nach rechts abbiegender Lastwagen überfährt einen vorfahrtberechtigten geradeausfahrenden Radfahrer. Oftmals an einer grünen Ampel. Drei der fünf in den letzten Jahren in Duisburg im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Radfahrer ereilte genau dieses Schicksal.
Toter Winkel wird das genannt und oftmals damit entschuldigt, dass der LKW-Fahrer das spätere Unfallopfer gar nicht hatte sehen können. Aber: Muss ich als Berufsfahrer nicht davon ausgehen, dass auf einem Fahrradweg ein Radfahrer neben mir stehen könnte und mich immer so verhalten, als wäre dem so?
Vielleicht könnten sie noch Leben, denn es gibt kostengünstige und einfache Abhilfe, den elektronischen Abbiegeassistenten. Hier geht es tatsächlich um Leben und Tod.Auch das Zögern unseres Verkehrsministers und das angeblich notwendige Warten auf eine gemeinsame europäische Lösung ist  unverständlicher Quatsch. Diese Unfallart passiert meist Innerorts und da meist mit städtischen Fahrzeugen, Baustellenfahrzeugen oder Lieferanten des Einzelhandels - selten mit transnationalen Speditions-Lastern. Im Gegenteil: Ein deutsches Vorpreschen könnte hier Tempo in eine europäische Lösung bringen.
Zum Glück schaffen ja viele Unternehmen inzwischen freiwillig nur noch Fahrzeuge mit einer solchen elektronischen Hilfe an, rüsten teilweise sogar ihren Bestands-Fuhrpark nach. Auch bei städtischen Unternehmen werden nur noch Fahrzeuge mit Assistent neu angeschafft. Auch gibt es inzwischen ein Förderprogramm dafür, für mehr Sicherheit!
Die Zahl der Unfälle mit Fahrradbeteiligung ist im letzten Jahr leider deutlich angestiegen. Es sind aber auch immer mehr Radfahrer unterwegs, besonders im Super-Sommer 2018. Das scheint die Polizei in NRW aber nur wenig zu interessieren. Statt Kampagnen für mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger betreibt man hier oft ein Opfer-Bashing. So haben sich Radfahrer bei einem Unfall laut Polizeibericht in der Regel offenbar selbst verletzt, obwohl sie von dem KFZ-Führer umgenietet worden sind. Und anstatt verstärkt gegen Radwegeparker, mit zu geringem Abstand Überholende oder unvorsichtig abbiegende Autofahrer vorzugehen, plant man am 3. Juni, dem Europäischen Tag des Fahrrads, gezielte und repressive Aktionen gegen Radfahrer, die sich nicht an die Regeln halten.
Dabei sollte der ADFC auch noch als Feigenblatt unterstützen, was wir aber ablehnen.
 
Vielmehr sollten wir uns alle für eine bessere Radinfrastruktur einsetzen, denn oftmals sind es auch die baulichen Gegebenheiten, die den Radverkehr gefährlich machen und die eigentliche Ursache für schwere Unfälle sind.
Darum gab es auch die Volksinitiative Aufbruch.Fahrrad, die von vielen tausend Menschen unterzeichnet worden ist. Die Unterschriften sollen am 2. Juni im Rahmen der Fahrradsternfahrt NRW in Düsseldorf an den Landtag übergeben werden.

"Ich hoffe, dass wir einen ähnlichen Erfolg haben werden wie die Initiative für ein Fahrradgesetzt in Berlin, auch wenn die politischen Farben in Düsseldorf andere sind." so ADFC Vorstandssprecher Herbert Fürmann..
 
Auch in Duisburg bleibt das Thema Verkehrssicherheit nicht unbeachtet und unbearbeitet. Die Unfallkommission, die Stadt und das Netzwerk Duisburg – Aber sicher!", in dem auch der ADFC vertreten ist, arbeiten an Lösungen um Gefahrenstellen zu entschärfen. Ob die Lösungen immer schnellstens umgesetzt und/oder effektiv genug sind, darüber darf man trefflich diskutieren. Der ADFC Duisburg hat sich zum Ziel gesetzt, dass dieses Thema immer im Vordergrund steht. „Mehr Platz fürs Fahrrad“ heißt daher auch die aktuelle bundesweite Kampagne des ADFC.
 
Unsere Stationen:
1. Stopp am 2. Geisterrad Ruhrorter Kreisel:
16.03.2017 – Radfahrer 54 Jahre – Typischer Unfall durch eine ungünstige und für Radfahrer gefährliche Verkehrsführung. – Doppelspur auf einen kreisverkehrs-ähnlichen Knoten zu – Stehender LKW auf der linken Spur der Eisenbahnstraße – Nicht Beachten der Vorfahrt des Radfahrers auf dem Radstreifen durch einen auf der rechten Spur der Zufahrt.
Schwierigkeiten für eine sichere Verkehrsführung ansprechen und Geschwindigkeitskontrollen werden eingefordert.
2. Stopp am ersten aufgestellten Geisterrad Karl-Lehr-Brücke:
18.07.2014 – Radfahrer 58 Jahre – Typischer Abbiegeunfall mit LKW – Toter Winkel – In der Kurve erfasst, Weitere Sichteinschränkung durch die Brückenkonstruktion. Gedenkstein 70 Meter weiter unten.
Hier wartete auch die Witwe des Unfallopfers und begleitete die Zeremonie. Wir hatten den Eindruck, dass es ihr gut tat zu sehen, das das Opfer nicht vergessen ist.
3. Stopp, Steinsche Gasse / Schwanenstraße:
24.04.2018: Radfahrer geriet unter Sattelzug
Wieder ein klassischer Abbiege-Unfall: Der Fahrer eines Sattelzuges stieß gegen 12:40 Uhr an der Einmündung Schwanenstraße/ Poststraße/Steinsche Gasse mit einem Radfahrer zusammen. Der 76-jährige Zweiradfahrer ist samt Fahrrad unter die Räder gekommen und erlitt eine offene Fraktur des linken Beines. Er kam zur stationären Behandlung ins Krankenhaus. Er verstarb wenige Tage später.
Der Radfahrer wollte aus Richtung Schwanentor kommend geradeaus in die Fußgängerzone fahren. Der 42-jährige Lkw-Fahrer wollte nach rechts in die Steinsche Gasse abbiegen.
4. Stopp: Eschenstraße, Höhe Hausnr. 102
21.02.2019: Fahrradfahrer bei Unfall tödlich verletzt
Eine Autofahrerin (56) hat am Donnerstag (21. Februar, 19:50 Uhr) nach dem Einparken am Fahrbahnrand der Eschenstraße beim Öffnen der Fahrertüre einen Radfahrer erwischt. Der Mann stürzte und zog sich Kopfverletzungen zu. Ein Rettungswagen samt Notarzt brachte den Verletzten ins Krankenhaus, wo der 62-Jährige kurz darauf verstarb. Laut Aussagen eines Erst-Helfers (40) soll der E-Bike-Fahrer keinen Helm getragen haben.
Soweit der Polizeibericht, dessen Wortwahl „erwischt“, „zog sich Verletzungen zu“ wir heftig kritisieren. Und die Hinweise auf „Pedelec“, das Alter und den fehlenden Helm sollen wohl auch noch eine Mitschuld des Opfers suggerieren. Aber kein Wort dazu, dass die Autofahrerin offenbar ohne sich umzuschauen die Autotür geöffnet hat. Also ein anderer Klassiker, der sogenannte Dooring-Unfall. Wer von uns hat solche Situationen wohl noch nicht erlebt – plötzlich aufgehende Autotüren!
Dabei wären auch solche Unfälle vermeidbar. Durch den „Holländischen Griff“. Dabei wird die Fahrertür nicht mit der linken Hand, sondern mit der rechten. Dabei dreht man sich automatisch nach links und sieht, ob sich ein Radfahrer von hinten nähert. In den Niederlanden gehört das zur Fahrschulausbildung!
5. Stopp am 3. Geisterrad in Huckingen:
19.09.2018: Radfahrerin beim Abbiegen übersehen
Der 62-jährige Fahrer eines Betonmischers übersah heute (19. September) beim Rechtsabbiegen von der Kaiserswerther in die Mündelheimer Straße eine 55-jährige Radfahrerin und überrollte sie. Die Frau verstarb noch an der Unfallstelle. Sie hatte gegen 11:30 Uhr in gleicher Fahrrichtung wie der LKW fahrend, die Mündelheimer Straße überqueren wollen.
Am allen Unfallstellen hielten wir für eine Gedenkminute inne für das Unfallopfer und legten wir eine weiße Blume nieder und entzündeten eine Kerze.
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband Duisburg
Mülheimer Str. 91
47058 Duisburg 
 
Tel.: 0203 / 7742 11
 
E-Mail: info@adfc-duisburg.de
www.adfc-duisburg.de
Weiterleiten Daten ändern Abmelden Impressum