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Auch Achim Bartoschek widmet sich dem Thema in seinem Rundbrief www.bahntrassenradeln.de.
Auf Initiative des Rheinisch-Bergischen Kreises soll eine Machbarkeitsstudie zu einer Reaktivierung der Balkantrasse von Leverkusen-Opladen nach Remscheid-Lennep erstellt werden, deren Beauftragung und Finanzierung bereits im Vorfeld für lebhafte Diskussionen gesorgt haben, da wichtige Akteure erst spät oder bisher gar nicht eingebunden wurden.
Die Reaktivierung soll unter Beibehaltung einer parallel verlaufenden Radvorrangroute erfolgen. Die Skizze „Innovationsprojekt Balkantrasse Bergisches Land“ (2022) kommt – ohne die tatsächlich verfügbaren Trassenbreiten und die Topografie zu betrachten – anhand von Erfahrungswerten zu dem Schluss, dass eine Reaktivierung als Eisenbahn nach EBO damit ausscheidet und schlägt eine Regio-Stadtbahn nach BOStrab vor.
Das ist erst einmal wohlklingend, könnte sich auf den Trassenabschnitten der heutigen Balkantrasse allerdings als Rückschritt entpuppen. Der Begriff „Radvorrangroute“ ist gemäß der „Hinweise zu Radschnellverbindungen und Radvorrangrouten“ mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20-25 km/h und einer sicheren Befahrbarkeit bis 30 km/h sowie mit Mindest- und Regelbreiten für Weg und Bankette besetzt, wobei die Regelbreiten bei einer intensiveren Nutzung eher eine Untergrenze darstellen. Die in der Skizze abgebildeten Querschnitte unterschreiten diese Breiten für bestimmte Gegebenheiten bereits, um auf die gewünschte Gesamtbreite zu kommen. Ein Versuch, Fußgänger, Jogger oder Kinderwagen und Rollstuhlfahrer als Notbehelf abschnittsweise von der Trasse zu verbannen, dürfte nur schwer vermitteln und durchzusetzen sein. Abseits der Trasse scheint in der Ortsdurchfahrt Wermelskirchen eine Radvorrangroute hingegen angesichts der Blockade eines gegenläufigen Radverkehrs in der Telegrafenstraße Wunschdenken.
Der für die Bahn tatsächlich benötigte Raum hängt von der festzulegenden Fahrzeugbreite und der Lage und Länge von Haltepunkten und Ausweichstellen ab. Die Machbarkeitsstudie wird auch Antworten darauf geben müssen, wie die Trasse z. B. in Romberg, an der neuen Rampe in Burscheid, an der B51-Querung in Hilgen oder dem Südende der Ortsumgehung Wermelskirchen im Bereich verfüllter oder abgetragener Brücken wiederhergestellt wird, oder welche Auswirkungen die angedachten Mischstrecken mit dem Straßenverkehr (Ortsumgehung Wermelskirchen und die geplante – und durch die nötigen Umplanungen verzögerte? – Ortsumgehung Bergisch Born) auf die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Stadtbahn haben. Zwei der ehemaligen Bahnhöfe und damit potenzielle neue Haltestellen liegen genau in diesem Bereich des Mischverkehrs.
Dies als Blick auf nur einige der Knackpunkte. Weiter zu spekulieren, bringt im Moment eigentlich nichts. Die Machbarkeitsstudie wird zeigen, mit welchen Einschränkungen eine Stadtbahn für Radler, Fußgänger und den MIV verbunden wäre, und sie muss sich daran messen lassen ob am Ende unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren ein ehrliches Preisschild und Kosten-Nutzen-Verhältnis dranhängen.
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