Kennst du deine Stadt? Flächennutzung in Bergisch Gladbach
Als Radfahrer muss man die Innenstadt von Bergisch Gladbach nicht lieben. Aber es gibt im Hinterland und in den stadtnahen Außenbereichen viele landschaftliche und kulturhistorische Überraschungen, die sich mit dem Rad sehr gut erschließen lassen und Radfahren in GL zu einem Erlebnis machen können. In dem folgenden Tourenbericht hat der Autor den viel diskutierten Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP) zum Anlass genommen, durch den FNP bedrohte Natur- und Kulturlandschaften im Norden Bergisch Gladbachs per Rad zu „erfahren“. Unter dem Motto „Landschaft und Landwirtschaft“ wurden neben den „Potentialflächen“ für Wohnbebauung am Rande von Naturschutzgebieten (NSG) in Paffrath und Schildgen auch die landwirtschaftlich genutzten Grünflächen auf den Höhen der Romaney angesteuert.

 
 
 
Mit dem Entwurf des FNP in der Hand wird  über die Reuterstr. und die Hebborner "Vogelsiedlung" zunächst die Nussbaumer Wiese angesteuert, auch bekannt als so genannte Wohnungsbau­potentialfläche „Nu7“.

Hier hat man einen herrlichen Blick über Paffrath bis zum Kölner Dom. Die Wiese wird auch gerne von Kindern zum Drachen­steigen genutzt. Zusammen mit dem angrenzenden ehemaligen Steinbruch und dem Waldgebiet als Kalt­luftschneise für das Mikro-Klima wichtig.

Die Vor­stellung, dass hier Wohnungen gebaut werden könnten, ist erschreckend.
 


Weiter geht es durch den Wald zum Kleinbauern­gelände an der Mutzbachbrücke zu Ziegen- und Schafwiesen.

In Nußbaum biegt man rechts auf einem schönen Streckenabschnitt in Richtung Buschhorn ab.

Hier fallen auf beiden Seiten des Weges zwei große Wiesen­flächen mit Streuobst­wiesen und gärtnerischer Nutzung auf, die ebenfalls vom FNP für Wohnbebauung als „Nu1“ beworben werden.

Die Flächen befinden sich in direkter Nähe eines Feucht-Waldes, das als wertvolles Naturschutzgebiete unter dem Namen Fronnenbroich/ Buschhorner Bruch geführt wird.

 



Der Schutz dieses Naturschutzgebietes dient der Erhaltung und Sicherung eines moorigsauren Bruchwalds mit Birken, Gagelstrauchgewächsen und einem Kalksumpf mit gefährdeten Pflanzenarten. Der Gagelstrauch ist eine Moorbeetpflanze und war früher auch bei uns ein vielseitig genutztes Gehölz, welches mit dem Verschwinden der Moorgebiete selten geworden ist.
Geschützt werden sollen darüber hinaus die naturnahen Erlen-, Eschen-, Moor-Birken- und Laubmischwaldbestände als Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten sowie der Wasser­haushalt in den Au-, Bruch- und Sumpfwäldern.

Das Vorrücken der Wohnbebauung in Richtung dieses NSG wird negative Auswirkungen auf die Fauna haben, zumal der wichtige Verbund zu anderen Biotopen immer mehr aufgelöst wird.


Ein wenig abseits der Strecke entdeckt man den so genannten grüne Weiher (siehe Foto).  Hier wurde interessan­ter­weise von 1848 bis 1884 auf der Grube Eduard & Amalia Bergbau auf Eisenerz, Bleierz und Schwefel­kies betrieben. Der grüne Weiher ist eine Pinge, eine trichter­förmige Vertiefung, die durch Bergbau­tätigkeiten des früheren Tagebaus entstand.
 
Nach Durchqueren des Gebietes auf einem schmalen Waldweg nähern wir uns den Pferden und Kühen vorbehaltenen Wiesen und Weiden des Hufer Hofs und dem Quellgebiet des Katterbachs. Auch diese Wiesen eignen sich lt. FNP gut für eine großflächige Wohnbebauung (bezeichnet als Kb8).
Zusammen mit den Potentialflächen Nu1 würde das NSG Buschhorner Bruch dann von beiden Seiten in die Zange genommen und der Biotop­verbund mit den wenigen noch angren­zenden Naturflächen stark eingeschränkt.
Es ist hoffen, dass bei der Prüfung des FNP-Entwurfs durch die Naturschutzbehörde der Rheinisch Bergische Kreis hier eine klare Position für den Naturschutz bezieht.
 

Weiter in Kalmünten, einem kleinen, abgelegenen Ortsteil von Schildgen sind im FNP weitere Wiesen als Potentialflächen benannt (Sc2), wiederum in nicht zu weiter Entfernung von schutz-würdigen Landschaften. Das Wohnen in einem so ruhigen und schönen Gelände sei allen Anwohner gegönnt. Ein weiterer Ausbau der Wohnbebauung in einem solchen Außen­bereich, fernab von Schulen und Versorgungszentren macht aber städteplanerisch überhaupt keinen Sinn.
 
Von Kalmünten aus ist es nicht weit zum Naturschutzgebiet Bechsiefen und Hundberger Siefen im Grenz­gebiet zwischen Kalmünten und Odenthal, einem im Frühling wunder­schönen Feucht­gebiet am Schwarzbroicher Bach, umge­ben von mehreren Neben­bächen sowie kröten­reichen Teichen und Sümpfen.
Den Begriff „Siefen“ findet man übrigens sehr häufig in Bergisch Gladbach und ist eine Bezeichnung für ein enges, schluchten-artiges Waldtal mit kleinem Rinnsal,als feuchtes Bachtal mit Quellgebiet.
Die Schutzaus­wie­sung als NSG erfolgte hier zur Erhaltung krautreicher Eichen-Buchen-Altholzbestände.
Von herausragender Bedeutung aus Sicht der Naturschutz­behörden ist dabei die Sicherung der Funktion als Biotopverbundfläche.
 
Ein leichter, kontinuierlicher Anstieg führt dann auf festen Waldwegen auf Odenthaler Gebiet über Schwarzbroich und Voiswinkel wieder auf Gladbacher Gebiet nach Hebborn und wir stoßen direkt auf die nächste als He6 bezeichnete Potentialfläche Mutzerfeld, einer als Ackerland nutzten Fläche zwischen Mutzbach und Hebborner Wald.
 
Danach verlassen wir das Thema „FNP“ und wenden uns noch ungefährdeten landwirtschaft­lich genutzten Flächen oberhalb der Odenthaler Straße zu. Es geht an dem gutshausähnlichen Haus Hebborn vorbei über Unter­boschbach zunächst leicht und zum Schluss kurz steil bergauf zu den Milch- und Cappuccino-Tankstellen am Ober­bosch­­­bacher Hof, wo man sich nach der Anstrengung eine Rast verdient hat.


Leicht bergan geht es dann weiter auf dem gut geteerten Grenzweg zwischen Gladbach und Odenthal und 180°-Panoramblick auf das Siebengebirge, die Voreifel, die Kölner Bucht und den Kraftwerken des Braunkohletagebaus zu ein. Kurz danach erreichen wir einen der höchsten Punkte Bergisch-Gladbachs und überqueren die alte Wipperfürther Straße (B506) nach Kombüchen.
 
Über die Romaneyer Höhe und den Bücheler Weg fahren wir dann hinunter ins Tal der Strunde und folgen ihr an Gut Schiff und dem Papiermuseum vorbei zurück nach Bergisch Gladbach.
 
Wer diese ökologisch orientierte, etwas hügelige 20 km Frühlingstour gerne geführt abfahren möchte, sollte am Samstag, 8. April um 15:00 zum Treffpunkt Radstation am S-Bahnhof kommen. Anmeldung via Email (BBeckermann@t-online.de) oder SMS (Tel. 0151-62505459) erwünscht, Kosten für Nicht-Mitglieder: 3.00 €.
 
Wer die Strecke selber abfahren möchte, findet den Track zum Download und weitere Info unter https://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-rheinberg-oberberg/radtouren/tour/radtour-1-zum-fnp/48230.html

Bernd Beckermann

 
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband RheinBerg-Oberberg
Oberheidkamper Str. 52
51469 Bergisch Gladbach
 
Tel.: 02202-709673
Fax: 02202-709688
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