Unfallstatistik NRW
Im vergangenen Jahr sind in Nordrhein-Westfalen 450 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Hinter dieser Zahl stünden Schicksale, schreckliche Erlebnisse und Hinterbliebene, die trauern, mahnte Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Präsentation der Statistik.

Herbert Fürmann
 
 
Im vergangenen Jahr verunglückten in NRW mehr als 7500 Fußgänger im Straßenverkehr, 101 Menschen starben. Das ist ein enormer Anstieg: Im Jahr zuvor hatte es 65 Tote gegeben. „Diese Zahl muss ganz besonders alarmieren“, ordnete Innenminister Herbert Reul den aktuellen Wert ein. Schwere Unglücke mit Passanten gebe es häufiger in der Stadt und oft zur dunklen Jahreszeit, häufig würden die Menschen schlicht übersehen. Er riet zu heller Kleidung, am besten reflektierend. „Wir wissen aus anderen europäischen Staaten, wo Fußgänger nachts Reflektoren tragen müssen, dass das hilft“, so Reul. Es seien dort bei der Zahl der Todesopfer Rückgänge um bis zu 50 Prozent erreicht worden.

Erfreulich: Die Zahl der Radfahrenden, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen, sinkt. Im Jahr 2023 waren es 36 Personen – fast ein Drittel weniger als im Vorjahr. Auch kamen im vergangenen Jahr weniger Pedelecfahrer ums Leben. Es gab 40 Opfer, 2022 waren es noch 49. Allerdings blieb die Zahl der Pedelec-Unfälle insgesamt auf einem sehr hohen Niveau mit mehr als 6700 Verunglückten.

Im Jahr 2023 gab es in NRW rund 640.000 Verkehrsunfälle und mehr als 11.100 Schwerverletzte im Verkehr.

Die Tendenz bei der Zahl der Schwerverletzten ist im mehrjährigen Vergleich sinkend. 2019 gab es über 13.500 Schwerverletzte im Straßenverkehr, 2020 waren es mehr als 12.100, dann nur noch knapp 12.000 und 2022 schließlich mehr als 12.650.

Aus Sicht des ADFC: Sichere Radverkehrsinfrastruktur

76 Menschen sind 2023 in Nordrhein-Westfalen im Straßenverkehr mit ihrem Fahrrad oder Pedelec tödlich verunglückt. Dabei kamen 40 Menschen auf einem elektrisch unterstützten Pedelec ums Leben. Die Zahlen zeigen zwar einen deutlichen Rückgang zum Vorjahr mit 101 Getöteten, jedoch liegt die aktuelle Zahl wieder auf dem Niveau der Jahre 2021 und davor.

Aus Sicht des ADFC müsse das Land NRW daher noch mehr für eine sichere Radverkehrsinfrastruktur tun. Außerdem fordert der Fahrrad - Club eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes und ruft alle Verkehrsteilnehmenden zu „regelgerechtem Fahren“ auf.

Die Landesvorsitzenden des ADFC NRW, Rebecca Heinz und Axel Fell, betonen, dass der Ausbau sicherer Radwege mit dem zunehmenden Radverkehr Schritt halten muss. Derzeit fehle es an einer sicheren und einladenden Radverkehrsinfrastruktur, was zu einer Gefährdung von Radfahrerinnen und Radfahrern führe. Oft enden Radwege plötzlich auf der Straße oder sind nur mit Farbe auf die Fahrbahn gemalt. Dies führt zu Konflikten zwischen Rad- und Autofahrenden.

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests, der alle zwei Jahre zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium durchgeführt wird, bestätigen die mangelnde Fahrradfreundlichkeit in NRW. Viele der 62.000 Teilnehmenden bewerteten das Bundesland lediglich mit der Schulnote "ausreichend". Dies reicht laut Axel Fell, Landesvorsitzender des ADFC NRW, nicht aus für ein Land, das sich als Fahrradland Nr. 1 bezeichnet.

Axel Fell: „Ausreichend reicht nicht für ein Land, das eingestehen muss, dass so viele Menschen auf dem Fahrrad getötet oder verletzt wurden. Seit Jahren ist klar: Immer mehr Menschen wollen im Alltag mit dem Rad unterwegs sein, fühlen sich aber in den NRW-Städten oft nicht sicher. Sie beklagen fehlende, zu schmale oder kaputte Radwege und dass sie auf der Straße von Autos oft zu schnell und zu dicht überholt werden. Das sind ebenfalls Gründe für schwere Unfälle."

Modernes Straßenverkehrsgesetz gefordert

Besonders an Kreuzungen werden Radfahrerinnen und Radfahrer beim Abbiegen oft übersehen. Um die Sicherheit zu erhöhen, fordert der ADFC NRW Maßnahmen wie getrennte Ampelphasen und sicher umgestaltete Kreuzungen. Außerdem müssen Geschwindigkeits- und Abstandsverstöße beim Überholen sowohl innerorts als auch außerorts stärker kontrolliert und geahndet werden.

Rebecca Heinz, Landesvorsitzende des ADFC NRW, betont die Bedeutung einer Verkehrspolitik, die an den Sicherheitsbedürfnissen von zu Fuß Gehenden und Radfahrenden ausgerichtet ist. Sie appelliert an die Landesregierung, die Reform des Straßenverkehrsgesetzes voranzutreiben, um die Sicherheit des Radverkehrs zu erhöhen: „Wir haben in NRW das erste Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz in einem Flächenland, das die Verkehrssicherheit besonders betont und sich klar zur Gleichrangigkeit aller Verkehrsmittel bekennt. Davon sind wir aber meilenweit entfernt, solange parkende Autos am Straßenrand mehr Platz haben als die Menschen, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind. Abbiege- und viele andere Unfälle lassen sich vermeiden, wenn das Tempo innerorts und die Infrastruktur an die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs ausgerichtet werden. Dazu brauchen die Städte endlich ein modernes Straßenverkehrsgesetz, das sie von bürokratischen Fesseln befreit und ihnen endlich mehr Entscheidungsfreiheit für menschenfreundliche und verkehrssichere Städte gibt.“

Der Fahrrad-Club weist auch auf die Bedeutung der Straßenverkehrsordnung hin, in der in § 1 die Grundregeln festgeschrieben sind, an die sich alle im Straßenverkehr zu halten haben. „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“

Aus Sicht des ADFC ist es daher wichtig, dass auch alle Radfahrenden regelkonform fahren, ihre Fahrräder in technisch einwandfreiem Zustand halten und sie ihr Fahrrad oder Pedelec beherrschen. Dazu bietet der Fahrrad-Club viele Informationsveranstaltungen an. Angesicht des Booms beim Kauf von elektrisch unterstützten Fahrrädern weist der ADFC NRW auch auf seine zahlreichen Fahrrad- und Pedelec-Trainings hin, die ganzjährig an vielen Orten in NRW angeboten werden. In Duisburg ist der ADFC dabei, solche Kurse aufzubauen.

Unfallbericht 2023 Duisburg

Wie viele Unfälle nahm die Polizei täglich im Jahr 2023 auf? Wie hoch ist die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten? Was waren die Hauptunfallursachen und wie viele Fluchten konnte die Polizei Duisburg aufklären?

Verkehrsbericht 2023:

Zunächst die positive Nachricht: Es gab im letzten Jahr weniger Schwerverletzte auf Duisburgs Straßen!

Hier die Übersicht:
  • Täglich rund 49 Unfälle.
  • Es gab einen Verkehrstoten mehr im Vergleich zum Vorjahr (2022: 5 / 2023: 6) und weniger Schwerverletzte (175) auf Duisburgs Straßen.
  • Mehr als jede zweite Unfallflucht mit Verletzten konnte aufgeklärt werden.
  • Auch die Zahl der verletzten Seniorinnen und Senioren ist um rund 20 Prozent gesunken.
  • Weniger Verletzte auf Duisburgs Straßen, darunter auch deutlich weniger ältere Menschen

2023 kam es im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Duisburg zu insgesamt 17.778 Verkehrsunfällen. Dies bedeutet eine Steigerung um 0,3 %. Insbesondere im Bereich der Unfälle der Kategorie 6 (sonstiger Sachschadensunfall unter Einwirkung von berauschenden Mitteln) ist ein starker Anstieg von 32,6 % zu verzeichnen.

Die Unfallzahlen bei den Unfallkategorien 2 und 3 (mit Schwer- oder Leichtverletzten) sind entgegen dem Landestrend im Vergleich zum Vorjahr, mit 12,6 % bzw. 4,6 % rückläufig.

Im Jahr 2023 kamen im Zuständigkeitsbereich der Polizei Duisburg sechs Personen in Folge von Verkehrsunfällen zu Tode. Dabei handelte es sich um zwei zu Fuß Gehende, eine Pedelec-Fahrerin, einen Kleinkraftradfahrer und zwei Alleinunfälle durch Pkw-Fahrer. Das ist im Fünfjahresvergleich der höchste Wert.

Am 11. September missachtete eine 82-jährige Pedelec-Fahrerin auf der Friedrich-Alfred-Allee im Sportpark Duisburg die Vorfahrt des von rechts kommenden 65-jährigen Pkw-Fahrers und es kam zum Zusammenstoß. Dabei stürzte die Pedelec-Fahrerin und verletzte sich schwer. Drei Tage später verstarb sie leider an den Folgen ihrer Verletzungen.

Auch in der Unfallprävention war die Duisburger Polizei aktiv. Im Rahmen des Projektes „Zerbrich Dir nicht den Kopf” wurde ganzjährig bei Sondereinsätzen an Infoständen auf die Gefahren des Radfahrens ohne Helm hingewiesen. Bei drei Einsätzen waren uniformierte Streifen auf Pedelecs unterwegs.

An dreizehn verschiedenen Stellen im Stadtgebiet wurde die Sprühschablone „Geisterradler“ gesprüht und gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Duisburg. Aber sicher!“ der Stadt Duisburg beworben. Das Projekt soll über die Benutzung des richtigen Fahrradweges aufklären und auf die speziellen Gefahren für Radfahrende hinweisen. Die Warnhinweise werden an Örtlichkeiten angebracht, die im Vorhinein als „Brennpunkte“ identifiziert wurden.

Dazu meint der ADFC

Das ist ja alles schön und gut, aber warum wirkt die Polizei nicht mehr auf die Hauptverursacher bei den Unfällen ein? Bei zu schnell fahrenden Autofahrern und bei denen, die die Radwege zuparken? Oder überprüft und ahndet endlich mal die Einhaltung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstands beim Überholen von Radfahrern? Oder überwacht die ebenfalls vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit abbiegender LKW? Oder sie setzt sich bei gefährlicher Infrastruktur für sichere Wegeführung, etwa außerhalb der Dooringzonen ein? Wir glauben, dass damit deutlich mehr Sicherheit erreicht werden könnte als mit Werbung für Fahrradhelme. Ein Helm kann zwar vor Verletzungen schützen, verhindert aber keine Unfälle!
 
Weitere Informationen:
Verkehrsunfallbilanz der Polizei
ADFC-Stellungnahme

 




 
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