200 Jahre Fahrrad - Teil 6 - Bremssysteme
Doch nach so vielen Entwicklungen in der Grundtechnikbrauchte man natürlich auch diverse Einzelkomponenten. Zum Beispiel Bremsen: Ohne geht es nicht. Aber was gab es in den Anfangsjahren? Es gab das Prinzip der Klotzbremse: Anfangs war das durchaus ein Holzbrett, dass mit dem Fuß auf den Reifen gedrückt wurde. Daraus wurde später ein Gummiklotz der über ein Gestänge, später auch über Bowdenzug auf den Reifen gedrückt wurde. Doch eins hatten diese im Volksmund als „Kackeschieber“ verspotteten Bremsen gemeinsam – kaum Bremswirkung. Trotzdem wurden diese Bemsen bis in die 1980er Jahre in Serie montiert.

Bild zeigt eine Stempelbremse (Kackeschieber)

(Bildquelle: Von http://www.flickr.com/photos/wheany/ - http://www.flickr.com/photos/wheany/2689729281/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7686247)


 
 
 
In den 1960er Jahren kamen dann die Felgenbremsen langsam auf den Markt. Die Bremswirkung wurde besser, blieb aber immer noch weit entfernt von gut. Erst die serienreife Einführung der Cantilever Bremse, die schon in den 1930er Jahren entwickelt wurde, brachte ab dem Ende der 1980er Jahre eine Verbesserung, die durch die heute gebräuchliche V-Brake ab den 1990er Jahren noch gesteigert wurde.

Heute haben wir Bremssysteme, die ein Fahrrad in jeder Situation zum Stehen bringen können. Hydraulische Felgen- und Scheibenbremsen und Rollenbremsen sind ein Segen für die Sicherheit.

Auch bei den Bremsen hat sich nach den ersten Entwicklungsphasen noch einige Änderungen gegeben. Heute werden bei Alltagsrädern in der Regel V-Brake Felgenbremsen genutzt.

V-Brake ist eigentlich ein Markenname von Shimano für diese Bremsart, findet jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nun für alle Bremsen dieser Baureihe Verwendung. Weil die Bremse inzwischen zum Standard am Fahrrad wurde, ist sie auch in guten Qualitäten preiswert zu bekommen.

Bei Stadtfahrrädern und den sogenannten Hollandrädern findet man im Hinterrad immer noch die meist diskutierte Bremse überhaupt: Die Rücktrittbremse. Bei aller Diskussion um Vor- und Nachteile ist eines ziemlich sicher: Diese Bremsenart wird in Deutschland wohl niemals aussterben.


Komet Freilaufnabe, geschnitten

(Bildquelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=245368)



Im Bereich der Trekkingräder und Pedelecs werden oft hydraulische Felgenbremsen eingesetzt. Die ersten hydraulischen Felgenbremsen gab es um 1970. Die Firmen Shimano und Mathauser erhielten in den USA Patente dazu. Seit den 1980er Jahren werden diese Bremsen hauptsächliche durch die Firma Magura produziert und vermarktet.

Mittlerweile taucht in Alltagsrädern auch sehr oft die Rollenbremse auf. Diese von Shimano entwickelte Bremse basiert auf dem Prinzip der ersten Rücktrittbremsen bzw. den Trommelbremsen. Über einen Exzenter werden Stahlrollen von innen gegen ein Stahlband gedrückt und dieses dann weiter gegen die Reibfläche in der Nabe. Weil hier Stahl auf Stahl reibt, muss diese Bremse ebenso wie die Rücktrittbremse gefettet werden.

Als Erfinder der Scheibenbremse gilt der Brite Frederick W. Lanchester, der 1902 ein Patent erhielt. Bis zur Serienproduktion dauerte es dann nach rund 40 Jahre. Hier haben wir eine Technik, die sich erst in der KFZ- und Flugzeugtechnik verbreitet hat und dann erst ab ca. Mitte der 1990er Jahre zum Fahrrad kam. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Hersteller arbeiten an Mehrkolbenbremssystemen, an größeren Bremsscheiben usw. Hauptsächlich findet man Scheibenbremsen an MTB und Pedelec.








Hydraulische 4-Kolben-Bremse
– schwimmende Bremsscheibe
– Postmount-Befestigung ohne Adapter

(Bildquelle: Von Christian Kunze ( Benutzer:Vaderchen ) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2173470)






Das jüngste Bremssystem im Fahrrad ist die Rekuperationsbremse. Diesewird bei Elektrofahrrädern eingesetzt. Hier wirkt der Motor als Generator und wandelt die kinetische Energie in elektrische Energie um. Sie wird dann genutzt, um den Akku zu laden. Vorteile sind die Wartungsfreiheit und Wetterunabhängigkeit. Ein klarer Nachteil ist die sehr wechselhafte Bremswirkung, die stark von der Akkuladung abhängt. Ist der Akku voll, hat die Rekuperationsbremse praktisch keine Wirkung mehr. Diese Bremsenform ist daher nur als Zusatzbremse erlaubt, und es ist ein weiteres Bremssystem mit zwei voneinander unabhängige Bremsen am Fahrrad notwendig.

Rekuperationsbremsen finden sich beispielsweise in Nabenmotoren der Firmen Alber, BionX, GoSwiss, Klever und Panasonic.

Doch für alle Bremsen gilt: Nur mit vernünftiger Pflege und Wartung können sie ihre Aufgabe zuverlässig erfüllen.
 
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