200 Jahre Fahrrad - Teil 9 - Hilfsmotoren
Das Fahrrad war kaum erfunden, als auch der Wunsch nach einem Hilfsantrieb entstand.

1869 fuhren sowohl der amerikanische Erfinder Sylvester H. Roper, als auch der Franzose Pierre Michaux mit Fahrrädern, in denen eine Dampfmaschine für den zusätzlichen Schub sorgte.

Ropers Modell wog fast 70 Kilogramm, der Dampfkesselessel war direkt unter dem Sattel montiert - die dadurch entstandene Sitzheizung war wohl ein unbeabsichtigter Nebeneffekt.

Besonders populär wurden diese Räder nicht, nur auf Jahrmärkten, wo Roper mit bis zu 60 Stundenkilometern seine Kreise zog, bekam er die gewünschte Aufmerksamkeit.
                    
Bild: Roper Dampfrad von 1869       

(Bildquelle: Von unbekannt - Stephen Wright: The American Motorcycle. Volume 1, 1896–1914. Megden Publishing Company, 2001, ISBN 0-9603676-2-4. S. 9, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=9657769)


Allerdings dürfte Roper auch das erste Opfer der Fahrräder mit Hilfsantrieb gewesen sein. Bei einer Testfahrt 1896 auf einer Rennstrecke kam er ins Schleudern und starb noch vor Ort.
 
 
 
Mit der Entwicklung der Verbrennungsmotoren durch Étienne Lenoir, Nikolaus Otto und ihrer Verbesserung durch Gottlieb Daimler und Carl Benz wurden diese Motoren auch in Fahrräder montiert. 1897 kam das erste fahrtaugliche Modell, das „Werner Motorfahrrad“ auf den Markt.

Der 1. Weltkrieg sorgte erst einmal für Pause, doch nach dem Krieg begann der erste Boom. In den 1920er Jahren starteten viele kleine Bastler und auch große Firmen die Motorisierung erschwinglich zu machen. Man nutzte Anschraubmotoren die an den schon vorhandenen Fahrwerken montiert wurden.

Hersteller wie DKW, NSU und Opel trieben die Entwicklung immer weiter an. Von einfachster Motorentechnik bis zu aufwändigen Konstruktionen die fast überall am Fahrrad befestigt wurden: Über dem Vorderrad, über oder neben dem Hinterrad, vor dem Tretlager oder im Rahmendreieck, im Vorder- oder Hinterrad eingespeicht, und auch motorisierte Schiebeanhänger bzw. Beiwagen wurden entwickelt und verkauft. Diese Entwicklung setzte sich nach dem 2. Weltkrieg fort.

Der sogenannte Rex war am weitesten verbreitet. Vor dem Lenker montiert, trieb er mit einem Keilriemen das Vorderrad an. Aber auch der »schnelle Nürnberger« von Victoria, war ein verbreitetes Model, das neben dem Hinterrad montiert wurde und diese über eine Kette antrieb.






Rex Vorderradantrieb (1948 - 1964)

(Bildquelle: Von Hajotthu aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40178353)



                                                                                    

Aber auch Reibrollen-Antriebe wie z.B. das Panther Baby über dem Vorderrad oder der berüchtigte Lohmann, einen winzigen Motor mit gerade mal 18 cm³ , der unter dem Tretlager montiert war. Berüchtigt war der Lohmann deshalb, weil er ohne Zündung auskam, aber auch mit seinen 10000 Umdrehungen pro Minute die Nerven der Fahrer und Fußgänger strapazierte.





Fahrrad mit Lohmann Motor, (1949-1954)

(Bildquelle: Von Stahlkocher aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4001957)











Mit den ersten Mopeds kam dann aber erst einmal das Ende für die motorisierten Fahrräder.

Die meisten Menschen werden denken, dass Elektrofahrräder erst seit relativ kurzer Zeit die Straßen beleben. Doch es ist ganz anders - bereits Ende des 19. Jahrhunderts liefen die ersten Entwicklungsversuche. Elektrischer Energie war ab ca. 1880 in allen Bereichen gefragt. Ende der 1880er-Jahre wurden erste Akkus industriell gefertigt.

Das erste Patent für ein Elektrofahrrad, allerdings ohne Pedalantrieb, wurde 1895 von Ogden Bolton Jr. in den USA angemeldet. Der Deutsche Albert Hänsel ließ 1899 das erste E-Fahrrad mit Pedalantrieb patentieren.

Bis zur Serienproduktionen verging wieder einmal viel Zeit. In den 1930er-Jahren starteten erste Schritte zur Serienproduktion von E-Fahrrädern So produzierte die Philips-Tochter EMI ab 1932 das Simplex Elektrofahrrad in Kleinserie. Parallel wurde in England mit einem Nabenmotor am Hinterrad geforscht, der auch auf Rekuperation - das heißt auf Energierückgewinnung – setzte.

Dann war wieder mal Krieg und lange  passierte nichts, bis in den frühen 1970er-Jahren neue Ansätze aufkamen. Panasonic stellte beispielsweise in Japan einen Prototypen vor, der schon nahe an den heutigen Pedelecs lag.

Durch die Ölkrise beeinflusst kam durch die Firma Solo das Elektromofa Electra 720 auf die Straße, jedoch erst einmal nur in kleinen Stückzahlen. Die Forschung ging auch in den 1980er-Jahren weiter. Doch durch hohes Gewicht und geringe Reichweite blieben diese Räder Prototypen.







Solo Elektromofa

(Bildquelle: Von Florian Kütter - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17872175)






                                                                                                           

Doch die Entwicklung zum Elektrofahrrad ging weiter. 1982 gelang zumindest ein wichtiger Schritt zum modernen E-Bike. Egon Gelhard meldete ein Patent an bei dem die Motorunterstützung von der Tretleistung abhängig war. Doch erst 1990 wurde dieses Patent von der Schweizer Firma Velocity umgesetzt.

Um 1990 herum kamen auch wieder motorunterstützte Räder auf den Markt. Neben der Saxonette mit Verbrennungsmotor wurde besonders das Elektrofahrrad Hercules Elektra recht erfolgreich. Dieses Model mit Gasgriff brauchte keine Tretunterstützung und blieb bis Mitte der 1990er-Jahre das meistverkaufte E-Bike in Europa. Später wurden die Firmen Kynast und Yamaha zu den Marktführern im überschaubaren E-Bike-Markt. Besonders das von Yamaha entwickelte Power-Assist-System PAS, war ein weiterer wichtiger Meilenstein.

Das Sparta Ion war das erste als Pedelec bezeichnete E-Fahrrad. 2001 wurde der Prototyp vorgestellt, zwei Jahre später kam es auf den Markt. Ab ca. 2005 verhalf die Entwicklung von Lithium-Ionen Akkus auch den Pedelecs und E-Bikes zum Durchbruch.

In den Jahren 2012 bis 2016 hat sich in Deutschland die Zahl der Pedelecs von 1,3 auf 2,8 Millionen mehr als verdoppelt. Das Pedelec ist mittlerweile nicht mehr das „alte Leute Fahrrad“ sondern findet durchaus auch im sportlichen Einsatz immer mehr Liebhaber.
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