Bushaltestelle statt Radstreifen in der Gereonstraße?
Zum Jahresbeginn wird die Kölner Stadtverwaltung einen neuen Bushaltepunkt auf der Gereonstraße einrichten. Bis zu acht Reisebusse sollen dort bis zu maximal 15 Minuten anhalten dürfen, um Touristen aus- und einzuladen. Die Busse sollen dann am Kuhweg parken.
 
 
Diese Lösung ist insofern dauerhaft, als dass dort Shuttle-Busse halten werden, wenn das geplante Bus-Terminal am Kuhweg eingerichtet wurde. Reisebusse sollen dann nicht mehr direkt in die Innenstadt fahren: Touristen steigen am Kuhweg von Reisebussen in die Shuttle-Busse um, die dann ausschließlich den Haltepunkt in der Gereonstraße bedienen.

Warum ist das relevant für den Radverkehr? Noch im September hatte die Bezirksvertretung Innenstadt entschieden, auf der Strecke zwischen der Fußgängerzone am Kaiser-Wilhelm-Ring und dem Kreisverkehr an der Marzellenstraße (also auf der Achse Christophstraße/Gereonstraße/Unter Sachsenhausen/An den Dominikanern) fast durchgängig eine Fahrspur zu entfernen, um in beiden Fahrtrichtungen breite Radfahrstreifen einzurichten. Dies war bereits im Radverkehrskonzept Innenstadt vom Juni 2016 als kurzfristig umzusetzende "Sofortmaßnahme" vorgesehen, um zusammen mit der Gladbacher Straße eine durchgängige Achse vom Hauptbahnhof in Richtung Grüngürtel und Ehrenfeld zu schaffen.

In vielen Punkten hatte sich die Bezirksvertretung für eine fahrradfreundlichere und mutigere Umgestaltung entschieden, als die von der Verwaltung vorgeschlagene – auch auf der Gereonstraße im Bereich des Börsenplatzes. Dort sollten aus Sicherheitsgründen Schrägparkplätze neben dem zukünftigen Radstreifen entfernt werden.

Nun werden dort in Kürze Reisebusse einparken und ausparken. Wie sich das mit den geplanten Radstreifen vertragen soll, wissen wir nicht. Einen konkreten Plan hat die Verwaltung noch nicht vorgelegt. Klar ist: Radfahrende müssen am Bushaltepunkt und entlang der Fahrtstrecke der Busse in besonderer Weise geschützt werden. Es darf auch keine Verkehrsführung geben, die Konflikte zwischen Radfahrenden und Touristen verursacht. Wenn nötig, müssen dafür Parkplätze auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite entfernt werden, um mehr Raum zu schaffen.

Wir sind gespannt auf die Vorschläge der Verwaltung. Wie auch immer die Lösung im Detail aussehen wird: Wenn am 2. Januar die ersten Busse ankommen, muss zur Unfallvermeidung unbedingt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gelten.


Reisebusse auf dem Radverkehrsnetz Innenstadt

Ergänzend zu Ihrer Pressemitteilung vom 9.12. hat die Stadtverwaltung nun einen Plan mit der Route veröffentlicht, die die Reisebusse ab Anfang Januar zum neuen Bushaltepunkt an der Gereonstraße fahren werden. Die Busse sollen demnach über die Rheinuferstraße kommend in die Trankgasse abbiegen und so am Dom vorbei über den Kreisverkehr An den Dominikanern in die Gereonstraße gelangen. Von dort fahren sie die über die Christophstraße bis zum Kaiser-Wilhelm-Ring. Von dort geht es weiter über Hansaring, Ebertplatz, Riehler Straße und Bolternsternstraße zum Kuhweg.

Diese Routenführung ist ein Affront für den Radverkehr. Die Busse sollen auf Straßen fahren, die wichtige Verbindungen für den Radverkehr in Köln sind. Deren Bedeutsamkeit ist im Radverkehrskonzept Innenstadt von 2016 dokumentiert. Wie verbindlich sind diese aufwändig erarbeiteten und intensiv diskutierten Netzpläne, wenn die Stadtverwaltung glaubt, man könne hier ohne große Diskussion mal eben Reisebus-Verkehr abwickeln, der an anderer Stelle schon für Chaos gesorgt hat? Und dies, obwohl die schon lange geplanten Maßnahmen zur Sicherung des Radverkehrs dort noch gar nicht umgesetzt wurden?

So kann man den Eindruck gewinnen, dass die Sicherung und Förderung des Radverkehrs in Köln doch nur ein untergeordnetes Ziel ist. Das können und wollen wir nicht akzeptieren.

Wir fordern die Verwaltung daher auf:
  • Überdenken Sie diese Route! Radverkehrskonzepte und -netze dürfen nicht einfach ignoriert werden
  • Führen Sie die noch unerledigten Maßnahmen auf der Route unverzüglich durch, insbesondere die Umnutzung einer Fahrspur in einen Radfahrstreifen auf Kaiser-Wilhelm-Ring, Hansaring und Riehler Straße
  • Die Planung einer Radinfrastruktur am Ebertplatz muss nun unverzüglich angepackt werden, auch unabhängig von einer grundsätzlichen Umgestaltung des Platzes
  • Die bereits beschlossenen Pläne zur Einrichtung von Radstreifen auf der Achse Gereonstraße-Christophstraße müssen auf die neuen Bedingungen hin angepasst werden. Der Entfall von Parkplätzen darf dabei kein Tabu sein
  • Tempo 30 muss als Sofortmaßnahme zeitgleich mit der Einrichtung des Bushaltepunkts angeordnet werden
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Pressemitteilung der Stadt Köln vom 9. Dezember 2019.

Ursprünglicher Plan Gereonstraße/Börsenplatz.

Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt vom 12. September 2019.
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