Stadtgesellschaft: Mehr als nur Autolastigkeit
In vielen urbanen Zentren wird oft davon ausgegangen, dass Autos die dominierende Form der Fortbewegung sind. Doch aktuelle Statistiken werfen ein interessantes Licht auf diese Annahme und zeigen, dass die Realität deutlich vielschichtiger ist. Die Stadtgesellschaft ist keineswegs so autolastig, wie oft vermutet wird.

Eine kürzlich durchgeführte Erhebung unter Stadtbewohnern im Alter von 18 bis 64 Jahren verdeutlicht, dass nur 77% dieser Gruppe überhaupt ein Auto nutzen. Das bedeutet, dass fast ein Viertel der Stadtbewohner ganz ohne Auto auskommt und alternative Fortbewegungsmittel bevorzugt.

Interessanterweise zeigt die Statistik auch, dass lediglich 35% der Befragten ihr Auto täglich nutzen. Für 65% der Stadtbewohner ist das Auto hingegen nicht täglich erforderlich und wird oft auf Parkplätzen abgestellt, wo es im Idealfall aufgeladen werden könnte, wenn entsprechende Infrastruktur vorhanden wäre.
 
 


Ein Großteil der Stadtbevölkerung, nämlich 76%, nutzt hingegen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Für immerhin 38% geschieht dies sogar täglich oder mehrmals pro Woche. Ebenso erfreulich ist die hohe Nutzung von Fahrrädern, die von 69% der Stadtbewohner genutzt werden. Davon nutzen 34% das Fahrrad täglich oder mehrmals pro Woche.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Stadtgesellschaft keineswegs so übertrieben autolastig ist, wie oft angenommen wird. Der ÖPNV und das Fahrrad sollten daher ebenso wie das Auto gleichberechtigt gefördert werden. Es besteht noch deutlicher Nachholbedarf in der Investition in alternative Verkehrsmittel, da gegenwärtig das meiste Geld in die Infrastruktur für Autos fließt.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese Daten für städtische Gebiete gelten. Auf dem Land mag die Situation anders aussehen, wo die Abhängigkeit vom Auto aufgrund mangelnder Alternativen möglicherweise höher ist. Dennoch sollte der Fokus auf eine vielfältige und nachhaltige Mobilitätsgestaltung auch in ländlichen Gebieten nicht vernachlässigt werden.

Die Förderung von öffentlichem Nahverkehr und Fahrradinfrastruktur ist nicht nur eine Frage der Mobilität, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung von Verkehrsstaus, Luftverschmutzung und zur Verbesserung der Lebensqualität in unseren Städten. Es ist an der Zeit, die Prioritäten in der Verkehrsplanung zu überdenken und eine umfassende, nachhaltige Mobilitätsstrategie zu entwickeln, die die Bedürfnisse aller Stadtbewohner berücksichtigt.

Rudolf Seidel, ADFC Leichlingen
 
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
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