Aktualisierung 20.2.: Der Bürgerantrag, beim Ausbau der S-Bahnstrecke einen Radweg vom S-Bahnhof bis Duckterath zu planen, ist vom Ausschuss für Anregungen und Beschwerden (AAB) begrüßt und in den Verkehrsausschuss überwiesen worden. Auch die Stadtverwaltung hält das für eine „super Idee”, verwies aber auf Probleme bei der Umsetzung.

Für die Überweisung stimmten bis auf die FDP alle Fraktionen. Damit kann das Thema im zuständigen Fachausschuss genauer geprüft und diskutiert werden.

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Allerdings führte die Stadtverwaltung aus, dass frühestens in zwei bis drei Jahren klar sei, wo genau die neue, zweigleisige Trasse verlaufen werde. Es werde sicherlich Verschiebungen nach Norden und Süden geben. Frühestens dann könne man in eine Planung einsteigen.

Schwerwiegender sei jedoch das Grundstücksproblem. Die Bahn benötige die eigenen Grundstücke entlang der Trasse in der Regel für das zweite Gleis und Lärmschutzmaßnahmen. Die Stadt selbst besitze allenfalls auf Teilstrecken eigene Flächen. „Das ist leider keine Modelleisenbahn, bei der wir einfach mal ein paar Häuser verschieben können”, sagte Willi Schmitz, Geschäftsführer der Stadtverkehrsgesellschaft.  (Die Redaktion)

Der ursprüngliche Artikel des ADFC vom 19.2.:

Mit der Erweiterung der S11-Strecke gibt es die einmalige Gelegenheit, einen dringend benötigten Radweg Richtung Westen anzulegen. Die Stadt argumentiert dagegen – aber ihre Argumente sind nicht stichhaltig. 

Wenn die Menschen das Radfahren als komfortabel und sicher empfinden, dann nutzen sie das Rad bei jeder Gelegenheit – das wissen wir aus Studien und Vorbildstädten. Wenn nicht, dann wählen sie das Auto, auch für die allerkürzesten Wege. Das bringt Probleme, die intelligente Kommunen vermeiden wollen.

Alle wollen mehr Radverkehr – aber was den Radfahrerinnen und Radfahrern hierzulande als Infrastruktur angeboten wird, ist nur etwas für ganz Hartgesottene – alle anderen schreckt es eher vom Radfahren ab.

Auch Bergisch Gladbach wird nicht umhinkommen, in den Radwegebau zu investieren. Mit dem geplanten 2-gleisigen Ausbau der S11 ergibt sich hier eine nicht wiederkommende Möglichkeit, einen Radweg neben den Gleisen mit einzuplanen.

Es müssen vier Brückenbauwerke neu gebaut werden. Hier muss jetzt die Verbreiterung für den Radweg mit eingeplant werden. Geschieht dies nicht, ist die Strecke für die nächsten 50 Jahre verloren.

Heute gibt es keinen Radweg vom Zentrum in West-Richtung. Die neuen Pendlerrouten nach Köln müssen angebunden werden. Ein kreuzungs- und verkehrsfreier Radweg vom S-Bahnhof bis zum Duckterather Weg wäre nicht nur als Zubringer für die Radpendlerrouten ideal, sondern würde auch den Schülern der IGP helfen.

Dieser Antrag nach §24 GO wird am 21.02.2019 im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden behandelt. Leider zeigt sich die Verwaltung in ihrer Stellungnahme nicht sehr kooperativ:

„Im Ergebnis schlägt die Verwaltung vor, die Anregung nicht weiter zu verfolgen. Statt dessen sollte der Blick auf die weitere Ertüchtigung vorhandener Radwege gerichtet werden.“ (Wortlaut siehe unten)

Wie schon oft in diesem Ausschuss werden Anträge von Bürgern weggewischt und die Politik folgt in den meisten Fällen der Stellungnahme der Verwaltung.

Gerade Bergisch Gladbach sollte bzgl. Radverkehr eine Menge mehr tun, hat die Stadt doch in 2016 viel Geld für ihr Mobilitätskonzept ausgegeben, welches in der Umsetzung völlig zum Stillstand gekommen ist. Es gab kurzzeitig Visionen. Der Radverkehr sollte von vier auf acht Prozent gesteigert werden.

Dies wird bei der gegengerichteten Fahrradpolitik allerdings ein Traum bleiben. Ohne Investitionen in sichere Fahrradwege wird man keinen Auto-fahrenden Bürger bewegen können, auf das Rad umzusteigen.

Die Stadt bringt 5 Gegenargumente:

Flächenverfügbarkeit: „Die bisherigen Planungen der Deutschen Bahn sehen neben dem zweigleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke keine weiteren “Nebenplanungen” vor.“

Der ADFC hat bei allen Veranstaltungen zum 2-gleisigen Ausbau der Strecke auf den Radweg hingewiesen.

Brückenbauwerke: „… ist festzuhalten, dass die Kosten für die durch die Anlegung eines Radweges erforderliche Verbreiterung der S-Bahn-Überführungen ausschließlich durch die Stadt Bergisch Gladbach zu tragen wären. Nach ersten Schätzungen lägen die Mehrkosten alleine bei diesen Überführungen bei mindestens 1,5 Mio. Euro.“

Auch der Stadt wird klar sein, dass solche Investitionen nicht allein von ihr bezahlt werden. Diese Infrastrukturmaßnahmen werden von BUND und Land gefördert. Beispielsweise werden im Rahmen des Förderaufrufes „Klimaschutz durch Radverkehr“ modellhafte, investive Projekte zur Verbesserung der Radverkehrssituation gefördert werden. Für Bergisch Gladbach wäre eine 90-prozentige Förderung möglich.

Anbindung des Radweges in Richtung Stadtgebiet Köln: „…- unabhängig von der Frage eines möglichen Flächenerwerbs in diesem Bereich – allenfalls eine Anbindung an die Kreuzung Mülheimer Straße/Duckterather Weg/Schlodderdicher Weg möglich.“

Genau darum ging es in dem Antrag!

Verlauf im Bereich des Haltepunkts Duckterath: „Ggf. hätte dies dann einen Versprung des Radweges (von der Süd- auf die Nordseite der S-Bahn-Trasse) zur Folge.“

Vom ADFC der Kommentar: „Das ist kein Drama!“

Parallel verlaufender Radweg Mülheimer Straße: „Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es nahezu im gesamten Verlauf zur S-Bahn-Trasse rund 200m entfernt parallel auf der Mülheimer Straße bzw. der Hauptstraße bereits seit Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts einen beidseitigen, nahezu durchgängigen Fuß- und Radweg gibt.“

Hierzu sagt der ADFC: Dieser Radweg ist erstens von der Innenstadt nicht angebunden und erst ab Gronau nutzbar und zweitens sind 40 Jahre alte Radwege nicht mehr zeitgemäß. Heute weiß man um die Gefahren der Hochbordradwege und neben der stark befahrenen Straßen will wirklich niemand mehr Radfahren. Dieser Radweg ist allenfalls für die Anwohner der Mühlheimer Straße relevant.

Die Stadt Bergisch Gladbach hatte die Möglichkeit, das Thema ganz anders anzugehen, aber scheinbar will sie nicht. Man hätte auch einen „Bürgerradweg“ erwägen können.

Für die Bewohner wird klar werden, dass sich hier was ändern muss, z.B. eine klare Politik für Klimaschutz und für mehr Radverkehr. Es gibt dafür keine Alternative!

Dokumentation: Antrag

Dokumentation: Stellungnahme der Stadt

Weitere Beiträge zum Thema:

Initiative stellt Route für Radschnellweg zur Debatte

Radpendlerroute nach Köln – oder Radschnellwege?

Die „Öffnung der Fußgängerzone” ist eine Teilschließung

370 Millionen Euro für den Ausbau der S 11

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Der ADFC ist ein Verband von RadlerInnen, die das Ziel verfolgen, den Verkehr fahrrad- und fußgängerfreundlicher zu gestalten. Neben seinem Engagement für eine umweltbewusste und damit nachhaltige Mobilität berät der ADFC in allen Fragen rund ums Fahrrad. Eine Vielzahl von geführten Radtouren läßt...

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10 Kommentare

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  1. Man kann sich des dumpfen Gefühls nicht erwehren, dass die Stadtverwaltung stolz auf den alljährlich verliehenen Titel der fahradunfreundlichsten Stadt Deutschlands ist. Angesichts des boomenden E-bike Marktes ist es kaum zu fassen, dass diese einmalige Chance, Berufspendlern nach Köln eine attraktive und bequeme Radanbindung zu ermöglichen, nicht sofort ergriffen wird.

  2. Wo ein Wille ist ist auch ein FahrradWEG.
    Ich bin davon überzeugt, dass im Rahmen der E-Bikes immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sein werden und auch sind. Besonders zur Arbeit.
    (Ich selber habe von meiner Firma ein E-Bike gestellt bekommen und fahre wann immer möglich damit ins Büro, wobei ich das große Glück habe, fast den gesamten Weg durch den Wald fahren zu können. Straße (ohne Fahrradweg) kommt für mich nicht mehr in Frage, da wäre ich schon dreimal fast platt gemacht worden.)

    Man schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe:
    -Zufrieden und gut gelaunt auf der Arbeit und wieder zu Hause ankommen
    -schon sportlich aktiv gewesen zu sein (sehr gutes Gefühl)
    -Gesundheitlicher Aspekt (Gewicht, Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn, Kraft…)
    -Radfahren ist etwas für die Seele
    -Begegnungen (sozialer Faktor), z.B. gemeinsam zur Arbeit radeln
    -die Natur wahrnehmen und genießen (die einzelnen Jahreszeiten, Wetter, Klima…)
    -bessere Luft, weniger Abgase und Feinstaub
    -evt. weniger Fahrzeit als mit dem Auto (zu mindestens ist das bei mir so)
    -enorme Sprit- und Betriebskostenersparnis beim Auto (auf jeden Fall im letzten Sommer)
    -Verkehrsentlastung, weniger Stau, weniger Umweltbelastung
    -……..

    All diese Faktoren sind gegen Geld nicht aufzuwiegen. Und wie schon geschrieben:
    Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

  3. Was für eine phantastische Idee! Wo sind die mutigen Visionäre, die nach Lösungen suchen und nicht nur bei den Problemen hängenbleiben? Solch ein Radweg würde die Lebensqualität dieser Region steigern. Nur wer selbst seine Alltagswege mit dem Rad fährt, kann das nachvollziehen!

    1. Die Idee ist sinnvoll, zukunftsweisend, CO2 einsparen, Volksgesundheitsfördernd und relativ günstig. Also kommt sie nicht.

  4. Wirklich eine sehr gute Idee. Zumal bereits ein Radweg (den man eigentlich aufgrund der Schlaglöcher nicht so nennen darf und der so sinnlos ist wie ein Kropf – da er im NICHTS endet) bis zum Fressnapf existiert.

    https://in-gl.de/2018/07/05/so-soll-das-neue-wohnquartier-bergisch-gladbach-gronau-mattis-klockner-aussehen/

    Laut diesem etwas älteren Artikel soll ja ohnehin eine reine Radspur zumindest bis zur Kalkstraße und dann eventuell zur Buchholzstraße verlängert werden… Das wäre ja schon mal ein Anfang, denn der Weg über die Haupstraße nach Gronau ist schlicht eine Katastrophe. Zudem wäre die Strecke ohne Steigung und Ampel – würde einen weiteren Zeitgewinn bedeuten!

    Um aber mal über den Tellerrand zu schauen: Sobald man über die Kölner Stadtgrenze geradelt ist, werden die Probleme ja nicht weniger… Dort wurde im vergangenen Jahr der Kalkweg kernsaniert. 2km Strecke. Kein Radweg. Fahren Sie mal diese Strecke in der Dunkelheit – macht richtig Freude!
    Und was aus dem Masterplan an der Bergisch-Gladbacher Straße wird – man weiss es nicht….Man hat das Gefühl, dass die Stadt Köln lediglich linksrheinisch in den schicken Stadtteilen wie Lindenthal oder ausschließlich in der Innenstadt Geld in die Hand nimmt, und in Radinfrastruktur investiert.

  5. Wie bei vielen anderen Problemen stellt sich die Stadt wiederholt auch beim Thema Radwege ein Armutszeugnis aus. „Radwege, sind das diese abgeteilten Streifen auf öffentlichen Straßen, die kein Radfahrer befährt?“ meint man, aus der Verwaltung zu hören. Wie der ADFZ anmerkt, würde eine solche Chance an dieser Stelle nie wieder kommen. Aber Chancen für Radwege hat die Stadt noch nie wahrgenommen, lieber Problem wie z.B. in Bensberg auf der Kölner Straße schaffen, das kann sie.

  6. Nichts geht mehr – heisst es eines Tages, nachdem wir uns gegenseitig immer erklärt haben, was nicht möglich ist. Bei dem Problemen Verkehrsinfarkt, Feinstaub, CO2-Emissionen sind wir und noch einig aber wenn es ums konkrete Handeln gilt, kommt das St. Florians Prinzip zu Tage.
    Am Montag Abend erzählt unser früherer Baudezernent noch auf: http://bda-koeln.de/events/im-planen-fuer-morgen-das-koeln-von-uebermorgen-denken/ wie wichtig die Kooperation mit dem Umland ist und wie wichtig auch Fahrradrouten sind. Auch dort weiss man, dass wie halbherzige derzeit geplante Fahrradschnellwegtrasse nach K kein Meisterstück ist. Fahrradverkehr ist kein Hobbyverkehr!
    Werdet wach und plant entsprechend, liebe Verwaltung!

  7. Das ist der beste Vorschlag, den ich hier je gelesen habe! Liebe Politiker, seid ihr bereit für visionäre Entscheidungen? Wir müssen nicht nach Kopenhagen schauen, um die vielen Vorteile, die eine gute Radinfrastruktur mit sich bringt, zu sehen. Allein die Vorstellung, ohne Unterbrechungen und größere Gefahren bis an „unseren“ geliebten Dom nach Kölle zu radeln sollte reichen, oder!? Wollt ihr unsere Stadt lebenswerter machen und gleichzeitig viele Probleme lösen? Dann lasst uns bitte diesen Radschnellweg bauen!

  8. Ja – so kennt und liebt man sie, unsere Stadt Bergisch Gladbach… Zum fünften Argument (parallel verlaufender Radweg an der Mülheimer Straße) ist zu ergänzen, dass dort die Benutzungspflicht für den Radweg aufgehoben ist, man also sogar auf der schönen breiten Fahrbahn radeln darf. Mehr kann man doch nicht wollen!