ADFC Fahrradklima-Test 2020 - Die Ergebnisse

Essen, Dortmund und Köln sind Schlusslichter in der Tabelle der 14 Metropolen über 500.000 Einwohner in Deutschland.

Was sehen Radfahrende in Essen besonders positiv, was besonders negativ?

Eine Analyse der Ergebnisse ...

Wieder einmal ist Essen eine der am schlechtesten bewerteten deutschen Großstädte in Punkto "fahrradfreundlichkeit" .

Essen hat es nur auf Platz 12 von 14 in der Kategorie "Städte > 500.000 Einwohner" geschafft. Schlechter benotet wurden lediglich noch Dortmund (Platz 13) und Köln (Platz 14), wohin somit die rote Laterne ging.

Aber wie haben die Radfahrenden Essen nun genau bewertet?

2020 sind knapp 1.300 Personen dem Aufruf des ADFC gefolgt und haben das Fahrradklima in Essen bewertet, das sind gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2018 ca. 30% mehr.

Dennoch, an der letztendlichen Bewertung hat sich nicht viel in Essen geändert ... bereits zum dritten Mal in Folge erhält Essen die Note 4,2.

Positiv registriert wurden durch die Teilnehmenden die "Fahrradförderung in letzter Zeit" und die "Werbung für das Radfahren", sowie die tatsächliche (aber auch coronabedingte) Steigerung des Radverkehrsanteils.

Gleichzeitig sorgen aber die höheren Anteile beim Radverkehr zu vermehrten Konflikten mit dem Autoverkehr. Die Fahrradabstellanlagen und die Fahrradmitnahmemöglichkeiten im ÖPNV wurden ebenfalls schlechter bewertet als noch 2018.

Stärken und Schwächen

Am besten benotet wurden in Essen:

  1. Öffentliche (Miet-)Fahrräder (Note 2,7)
  2. für den Radverkehr geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (Note 3,0)
  3. Wegweisung für Radfahrer (Note 3,1)

Die öffentlichen Fahrräder sind im letzten Jahr primär im Zusammenhang mit den neuen Mobilstationen gestärkt worden, auch gibt es einige neue Stationen in Essen und auch eine Kooperation mit der Universität Duisburg / Essen. Auch die Stadt Essen hat die Nutzung der Räder im letzte Jahr an 2 Innenstadtstationen gefördert. Auch bei den Einbahnstraßen ist die Stadt Essen tatsächlich schon deutlich weiter als andere Städte und die Wegweisung für den Radverkehr hat sich auch jüngst verbessert, indem nun (nach 10 Jahren) auch endlich das 2010 beschlossene Radergänzungsnetz ausgeschildert wurde.

Besonders schlecht abgeschnitten haben folgende Punkte:

  1. Führung an Baustellen (Note: 5,0)
  2. Ampelschaltungen für Radfahrer (5,1)
  3. Falschparkerkontrolle auf Radwegen (Note 5,2)

Im direkten Vergleich zu ähnlichen Orten hat Essen zudem unterdurchschnittliche Bewertungen erhalten bei:

  1. Winterdienst auf Radwegen
  2. zügiges und direktes Radfahren möglich
  3. Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad

Zum Umfragezeitpunkt gab es noch keinen Winterdienst auf Radwegen in Essen und selbst der jüngst beauftragte Winterdienst in 2021 war nicht wirklich wahrnehmbar. Noch immer werden Radfahrende in Essen über freigegebene Gehwege und gemeinsam mit Fußgängern zu nutzende Trassen geleitet ... zügiges Radfahrern sieht sicherlich anders und auch konfliktfreier aus. Auch die nicht durchgängige und häufig wechselnde Führung des Radverkehrs wird hier mit Ursache sein, zudem stehen Radfahrende selbst auf den neuen Fahrradstraßen im Stau hinter dem Autoverkehr ... schlimmstes Beispiel: die Fahrradstraße Rüttenscheider Straße. Wichtige Lücken im Radnetz sind seit Jahren nicht geschlossen, das Stadtzentrum ist z.B. weder über den Bahnhof Altenessen, noch aus Holsterhausen/Frohnhausen auf direktem Weg über Radverkehrsanlagen erreichbar. Bei letzterer Fahrrelation verspricht die neu geschaffene Fahrradstraßenachse A Verbesserung, kann diese aber nur bedingt liefern.  

 

Corona & Radfahren in Essen

Leider hat Essen - im Gegensatz zu anderen Städten - auch die Möglichkeit verschlafen, beim (sicherlich auch pandemiebedingten) Fahrradboom deutliche Zeichen für den Radverkehr zu setzen. Während in anderen Städten spontan temporäre "geschützte Radstreifen" (Protected Bike Lanes) installiert wurden, wollte man in Essen nichts in dieser Richtung unternehmen und hat entsprechende Anträge abgelehnt. 

 

Fazit

Es hat sich nicht wirklich viel getan, seit der letzten Befragung im Jahr 2018. Man wird gespannt auf den nächsten ADFC Fahrradklima-Test schauen, welcher turnusmäßig wieder 2022 durchgeführt werden müsste. Zeichnen sich bis dahin schon erste Umsetzungserfolge des Radentscheid Essen ab und wird Essen für weitere 7 Jahre den Titel "fahrradfreundliche Stadt" tragen können? Die Verlängerung der Mitgliedschaft in der "Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW" (AGFS NRW) steht nämlich auch dieses Jahr noch an ... und auch die AGFS wird sehr genau nach Essen schauen was sich in den letzten Jahren für den Radverkehr getan hat.

https://essen.adfc.de/neuigkeit/adfc-fahrradklima-test-2020-die-ergebnisse

Häufige Fragen von Alltagsfahrern

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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