200 Jahre Fahrrad - Eine Zeitreise durch die Fahrradtechnik
Im März geht es nun weiter mit Teil 3 der Fahrradgeschichte. Dieses Mal geht es um Freilauf, Gangschaltung und Kardanantrieb.
 
 
Teil 2 endete im Februar mit der Entwicklung der Luftbereifung. Dazu hast noch einen kleinen Nachtrag:

Während des 1. Weltkrieges wurde Kautschuk sehr knapp, also konnten nur sehr wenig Reifen oder Schläuche hergestellt werden. Um aber beim Fahrkomfort keine Abstriche zu haben, montierte man Schraubenfedern auf die Felgen als eine Art Notreifen. Komfortabel, aber keine gute Straßenhaftung.












Doch der nächste Entwicklungsschritt galt nun der Freilauffunktion im Antrieb. Fahrradfahren verliert leicht seinen Reiz, wenn die Pedalen immer mitdrehen. Bei Gefälle ist das für den Fahrer schon recht anstrengend. Die erste Freilaufnabe ohne Bremse wurde von A. P. Morrow 1889 entwickelt und in den USA patentiert. Aber sie war unter Radfahrern zunächst sehr umstritten. Dieser Streit wurde in Deutschland erst nach 1903 durch die erfolgreiche Markteinführung der Torpedo-Freilaufnabe von Fichtel & Sachs mit integrierter Rücktrittbremse beendet.


Mit dem Freilauf kam dann auch der Wunsch nach Gangschaltungen auf. Planetengetriebe wurden bereits seit den 1880er Jahren für Dreiräder verwendet. Erste Nabenschaltungen mit zwei Gängen für Fahrräder wurden von dem Amerikaner Seard Thomas Johnson im Jahr 1895 und von dem Engländer William Reilly 1896 erfunden. 1902 entwarf Reilly eine Dreigangnabenschaltung, die unter dem Namen seines Kollegen James Archer patentiert und von der Firma Sturmey-Archer produziert wurde.

Das erste deutsche Patent auf eine Nabenschaltung erhielt 1902 das Chemnitzer Unternehmen Wanderer, 1907 brachte Fichtel & Sachs eine Nabenschaltung mit zwei Gängen (Modellbezeichnung: Torpedo) auf den Markt. Der sogenannte Doppel-Torpedo wurde mit wenigen Veränderungen fast 50 Jahre lang gebaut. 1912 kam das nach einem Patent der Wanderer-Fahrradwerke von Fichtel & Sachs gefertigte Nachfolgemodell Universal-Torpedo mit vier Gängen und Rücktrittbremse auf den Markt. Weil der wirtschaftliche Erfolg ausblieb wurde die Produktion 1916 eingestellt.

Die heute sehr verbreitete Kettenschaltung kam verhältnismäßig spät auf. Der erste Entwurf stammt von den Gebrüdern Nieddu. Deren Schaltung „Vittoria Margherita“ wurde 1935 von Gino Bartali als erstem Profi gefahren. Nach der damals recht bekannten französischen Schaltung „Super Champion“ (1937) erschien 1946 die erste Schaltung von Campagnolo, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern weltweite Verbreitung fand.

Für den Straßenradsport war die nur die Kettenschaltung maßgeblich, die Nabenschaltung wurde bereits in den 1920er Jahren durch die UCI verboten.

Doch es gab auch noch andere Schaltsysteme. Bereits in den 1930er Jahren wurden Tretlagergetriebe durch verschiedene Firmen wie Bismarck und Wanderer (als Zweigang), Adler (als Dreigang), Rappa (die Mutaped-Viergang) sowie BUEC mit der 'Vilex'- Fünfgang Schaltung. Die Idee hielt sich nicht sehr lange und verschwand wieder bis 1991die Schweizer Firma Schlumpf Innovations und dann 2010 die Firma Pinion das System wieder zum Leben erweckten.









                    Mutaped offen










                                                                                                                Pinion P1.18 ausgebaut


Zu dem Standardantrieb mit Hilfe einer Kette kam nun auch der Kardanantrieb. Dieser war schon im 19. Jahrhundert bekannt, und fand da auch seinen Weg in die Fahrradproduktion. Allerdings ist der Antrieb hier keine Kardanwelle im eigentlichen Sinn mit beweglichen Gelenken sondern eher eine Welle mit je einem Kegel-/Tellerrad an jedem Ende, über die die Tretkraft übertragen wurde.

Das System war schwer, lies sich auch schwerer treten als ein Kettenantrieb, war damals nicht mit Schaltungen kombinierbar und konnte sich deshalb trotz seiner Wartungsfreiheit nicht durchsetzen. Nur wenige Hersteller bauten bis zum 2. Weltkrieg Kardanantriebe in Fahrräder ein.

Auch jeder weitere Vorstoß ab den 1970er Jahren lief schnell wieder ins Leere.


Im April geht es dann weiter mit der Geschichte des Fahrrades. Dann werden wir uns näher mit Details zu den diversen Bauteilen beschäftigen.


Bilder auf dieser Seite: GNU Free Documentation License, durch Wikepedia




 
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband Duisburg
Mülheimer Str. 91
47058 Duisburg 
 
Tel.: 0203 / 7742 11
 
E-Mail: info@adfc-duisburg.de
www.adfc-duisburg.de
Weiterleiten Daten ändern Abmelden Impressum