Rampe Burscheid - direkter Weg zur Steuergeldverschwendung

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V.

 

Burscheid will Radtouristen mit teuren Ködern locken

Rampe Burscheid - direkter Weg zur Steuergeldverschwendung
Rampe und Aussichtsplattform sind nicht notwendig © BdSt / A.Defeld

Radfahrer, die auf der Balkantrasse unterwegs sind, bekommen von Burscheid nicht viel mit. Sie unterfahren zwei Brücken und sind flugs an Burscheid vorbeigeradelt, denn die kleine Stadt liegt oberhalb der Radtrasse. Das ärgert die Stadt Burscheid, denn die Radtrasse erfreut sich großer Beliebtheit in der bergischen Region. Doch wie ködert man die Radtouristen, was kann sie ins nahe Geschäftszentrum locken?

 Der Plan der Stadt: Eine ca. 100 Quadratmeter große Aussichtsplattform wird an die Brücke der Hauptstraße angebaut, die die Radler normalerweise unterfahren. Das führt zu einer platzartigen Aufweitung der Hauptstraße und soll von der Balkantrasse aus Aufmerksamkeit erregen. Der direkte Weg hinauf zur Aussichtsplattform und zum Burscheider Geschäftszentrum soll über eine Rampe führen mit einer Gesamtlänge von ca. 145 Meter bei einer mittleren Steigung von ca. 8 Prozent.

„Durch die Rampe im Zusammenspiel mit der neuen Plattform soll die Burscheider Innenstadt auch optisch reizvoll inszeniert werden, damit Radfahrer, Wanderer, Reisende für eine Rast oder einen Aufenthalt in die Innenstadt gelockt werden und somit zur Stärkung und Belebung beitragen.“ Für diese Vision greift Burscheid tief ins Portemonnaie der Steuerzahler.  Aussichtsplattform und Rampe kosten zusammen aktuell ca. 803.000 Euro. Im Jahr 2016 lagen die Schätzungen noch bei 534.000 Euro. Das Land NRW beteiligt sich zu 70 Prozent an den förderfähigen Kosten.

Notwendig ist diese teure Radtouristenfalle nicht. Wer aktuell von der Balkantrasse in die Burscheider City abzweigen möchte, kann entweder über die Montanusstraße oder über die Dammstraße fahren. Beide Varianten sind von der Balkantrasse ausgeschildert und führen mit einem zeitlichen Mehraufwand von wenigen Minuten durch Wohnstraßen in die Burscheider Altstadt. Und das sogar mit geringeren Steigungen als die geplante Rampe. Auch für ein kühles Getränk oder eine warme Mahlzeit ist gesorgt. Direkt an der Trasse, nahe der Burscheider Innenstadt, liegt ein Biergarten. Aus Richtung Wermelskirchen kommend, verlockt er die Radfahrer zur Rast, bevor sie Rampe und Aussichtsplattform überhaupt wahrnehmen können. Doch die alternativen Wege zur Innenstadt und das gastronomische Angebot am Wegesrand reichen der Stadt Burscheid nicht. „Nur eine direkte Anbindung des Panorama-Radweges an den Kern der Innenstadt kann zur nachhaltigen Attraktivitätssteigerung beitragen.“

Dass die Stadt auf blauen Dunst hin plant, zeigt sich gleich mehrfach. So hat sie nicht ermittelt, wie viele Radlerinnen und Radler die bereits vorhandenen Wege nutzen, um in die Stadt zu gelangen. Zudem wird mit dem Bau der Rampe und Aussichtplattform keine konkrete Besucherzahl angestrebt. Fraglich ist auch, wie die Aussichtsplattform genutzt werden soll. Geplant war dort eine Außengastronomie als Anziehungspunkt für Radfahrer und Wanderer. Doch für die meisten Gastronomen in Burscheid City dürfte es schwierig werden, die Aussichtsplattform zu bewirtschaften, denn Cafés und Restaurants liegen zu weit weg.  Nach eigenen Angaben sucht die Stadt aktuell noch nach potenziellen Nutzern für die Aussichtsplattform.

Kritik kommt auch von den Bürgern: Sie wundern sich über die Plattform, die mit einem Blick über die Trasse weder eine besondere Aussicht  noch hohe Verweilqualität biete. An der geplanten Plattform fließe darüber hinaus der Pkw-Verkehr auf der Hauptstraße vorbei. Touristen und Radfahrende suchten auf dem Radweg Ruhe und Erholung – und zwar ungestört von Verkehrslärm und Abgasen! Kritik gibt es auch vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Wermelskirchen-Burscheid, dem besonders die acht Prozent steile Rampe, die von Fußgängern und Radfahrern gemeinsam genutzt werden soll, ein zu hohes Gefahrenpotential birgt.

„Die vorgesehenen Mittel könnten wesentlich sinnvoller für die Schaffung von weniger abgehobener Radinfrastruktur für den täglichen Gebrauch genutzt werden. Wichtig ist der einfache und sichere Anschluss von der Balkantrasse an das Stadtzentrum durch eine lückenlose Radwegeführung.“

Fazit des Bundes der Steuerzahler: Von der Balkantrasse gibt es Wege, über die man schnell in die Burscheider City gelangen kann. Diese Wege gilt es für Radfahrer zu optimieren und mit aussagekräftigerer Beschilderung zu bewerben.  Rampe und Aussichtsplattform für über 800.000 Euro sind überflüssig und vor allem ein direkter Weg zur Steuergeldverschwendung.


https://rheinberg-oberberg.adfc.de/neuigkeit/rampe-burscheid-direkter-weg-zur-steuergeldverschwendung

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