Knotenpunktnetz der RadRegion Rheinland: Ein Praxistest in Gladbach
Das vielzitierte Knotenpunktnetz der RadRegion Rheinland hat 430 durch-nummerierte Knotenpunkte und umfasst auch die beiden bergischen Landkreise. An den Knotenpunkten werden auf Wegweisern die Nummern der jeweils nächsten Knoten-Orte (oben: Fernziel, unten: Nahziel) angezeigt und zusätzlich auf einer Schautafel als Übersichtskarte abgebildet. Der Anspruch des Systems ist, „auch ohne große Ortskenntnisse immer den schnellsten Weg von A nach B“ zu finden. Wie gut funktioniert das System bei uns vor Ort ? Ein Streckenab­schnitt durch den Stadtteil Bergisch Gladbach wurde exemplarisch auf den Prüfstand gestellt mit interessanten Ergebnissen.
 
 
Das Stadtzentrum Bergisch-Gladbach mit Marktplatz und Bahnhof hat Straßenverbindungen nach Bensberg, Leverkusen, Odenthal, Kürten, Köln. Aber: Gladbach selber ist kein Knotenpunkt (!). Alle Knotenpunkte liegen mindestens 2 km außerhalb des Zentrums.
Allerdings führt eine Kontenpunktverbindung durch das Stadtzentrum und zwar die Verbindung von KP 70 Kürtenerstr. / Asselborner Weg in Herrenstrunden bis KP 34 in Gronau Schlodderdicher Weg.
 
Ich bin diese Strecke abgefahren mit dem Blickwinkel eines ortsfremden Radfahrers, der von Kürten nach Köln über Bergisch-Gladbach radeln will und habe folgende Beobachtungen gemacht:
Direkt beim Start am Knotenpunkt Asselborner weg fällt auf, dass die Knotenpunt-Nummern fehlen:  Es fehlen sowohl das rote Dreieck mit der Nr.  des KPs auf der Spitze es Schildes, das ja von weitem sichtbar sein soll, als  auch die Nummern der 3 nächsten erreichbaren Knotenpunkte.  Die KP Karte selber ist da, sonst wäre man an dieser Stelle schon komplett verzweifelt.



Als nächstes kommt eine Zwischenbeschilderung für Fahrer, die von Herkenrath aus der Einmündung Dombach-Sander-Str. auf die Strecke stoßen: Die Beschilderung ist OK, ich kann ich sofort orientieren, wie ich fahren muss:
 
Im Zentrum angekommen, fällt an der Gnadenkirche ein Schild auf, welches dazu dienen soll, aus dem Laurentiusviertel kommende Radfahrer auf die richtige Spur zu bringen. Schilder-Standort ist hier aber falsch und kann von diesen Radfahrern nicht gesehen werden, wenn sie die Einmündung auf die Hauptstraße erreichen.

 
Die Wegweiser müssten 50 m weiter Stadteinwärts an der Ampel stehen, um eine direkte Orientierung zu ermöglichen.

Weiter vor dem Driescher Kreisel: Ich bekomme keine Hinweise, wie ich an diesem Monstrum fahren soll und entscheide mich, erlaubt gegen die Einbahnstr. auf den Radweg in die untere Hauptstr. zu fahren. Hinter dem Kreisel am Ende Einbahnstraße: auf der linken Seite nur ein Hinweis für Fahrer, die aus Köln kommen. Wenn ich aber nach Köln will: Keine Info ! Der gesamte Kreisel ist für ortsfremde Radfahrer eine Katastrophe.


Dieses Schild ist der einzige Radwegweiser am Driescher Kreisel innerhalb der Knotenpunktstrecke.

Ich fahre zur Einmündung der Hauptstr. auf die stark befahrene Dechant-Müller-Str.: Der Radweg endet hier, es gibt wieder keinerlei Hinweise, wie es weiter geht. Ich werde zunächst auf die linke Seite gezwungen (Bild links, über den Zebrastreifen der Hauptstraße) und verleitet, auf der gefährlichen linken Seite auf dem rot markierten Radweg bis zur Cederwaldstraße weiterzufahren.
 
Richtig wäre aber:  am 2.  Zebra-Überweg direkt wieder auf die rechte Seite der Dechant-Müller-Str (Bild rechts) und dann nach links in Richtung Cederwaldstr.
Hier kommt dann das wichtige Schild zum erneuten Abbiegen nach linkes in die Cederwaldstr. (wichtig deshalb, da man hier an die Stelle beim Finanzamt geführt wird, wo man in die Bahndammtrasse nach Bensberg/Rösrath sowie -knotenpunktstreckenmäßig - in den Strunde-Radweg über Gronau nach Köln wechseln könnte).

Dieses Schild hatte ich übersehen, das Abbiegen in die Cederwaldstar.  ist hier auch etwas schwierig. Ich bin dann, um direkt Richtung Köln zu fahren, auf der Mülheimerstr. auf dem an der Bahnunterführung beim Polizeigebäude sehr schmalen Rad/Bürgersteig-Weg bis zur Einmündung Duckterrather Weg gefahren, wo ich wieder auf einen (hier richtig gut !) ausgeschilderten Knotenpunktwegweiser stoße (Verbindung KP 35 aus Schildgen zu KP 34 in Gronau, also zu dem Knotenpunkt, der ja mein Ziel für den Test war).
 
 

Dann bin ich zum KP 34 am Schlodderdicher Weg hingefahren, er ist vorbildlich angelegt:
 

Von hier aus fahre ich jetzt gegenläufig zur ursprünglichen Strecke, also zurück zum Stadtzentrum in Richtung meines Ausgangsknotenpunktes KP 70.
Die folgende Beschilderung an der Einmündung auf den Refrather Weg ist OK. .
Kurz später folgt eine ebenfalls korrekte Beschilderung am Finanzamt beim Abzweig zum schönen Bahndamm-Radweg nach Bensberg. Der Standort wäre es Wert, ein eigener Knotenpunkt zu werden:
 
 
 
Kurz danach wird es ganz grausig: Keinerlei Hinweise für Radfahrer an der wichtigen Kreuzung des Refrather Wegs mit der Richard-Zanders-Str. Hier fehlt der Hinweis, dass Radfahrer geradeaus in die Cederwaldstr. fahren sollten, um ins Zentrum zu kommen.

Am Ende der Cederwaldstr. an der Einmündung auf die Dechant-Müller-Str. folgt eine weitere Informationslücke: Nach links ?, geredeaus ? rechts? Wieder kein Hinweis !
 
 
Wenn man sich hier und anschließend am Abzweig Dechant-Müller-Str. intuitiv rechts hält, kommt man zu dem Driescher Kreisel, der wie schon oben erwähnt (nur) in Richtung Kürten den Hinweis auf den nächsten Knotenpunkt hat (wie man aber nach dem ebenfalls ausgeschildertem Overath kommen soll, ist dann im weiteren Streckenbeschilderungsverlauf Fehlanzeige).
 
Neben dem Hinweis auf die Gegenrichtung fehlt am Driescher Kreisen hier auf dem Radweg m.E. auch der Hinweis, wie zum Bahnhof kommt.

Fazit: Wer sich als Ortsfremder auf dieser Knotenpunkt-Teilstrecke "Herrtenstrunden <-> Gronau" auf die Beschilderung des Knotenpunktsystems verläßt, fühlt sich schnell verlassen. Der Bereich "Driescher Kreisel" bis zum Finanzamt ist besonders kritisch.
Das Knotenpunktsystem ist an den Knotenpunkten selber recht gut, insbesondere mit seinen tollen Übersichtskarten. Das Problem ist die mangelhafte Ausschilderung zwischen den Knoten im städtischen Bereich. Das System kann aber nur funktionieren, wenn es auch in diesem Bereich nicht zu viele Fehler enthält.
Es steht zu hoffen, dass das Ausmaß der Mängel im Kontenpunksystem, wie auch die vielen Mängel im weiteren Radverkehrsnetz unserer Stadt, Bergisch-Gladbach-spezifisch sind und sobald wie möglich systematisch ermittelt und behoben werden. Der ADFC Rheinberg-Oberberg ist bereit, diesen Prozess auch in anderen Bereichen des Kreisgebietes mit seinem Strecken-Know-How zu unterstützen.

Bernd Beckermann
BBeckermann@adfc-rheinberg-oberberg.de
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Kreisverband RheinBerg-Oberberg
Oberheidkamper Str. 52
51469 Bergisch Gladbach
 
Tel.: 02202-709673
Fax: 02202-709688
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