Mit dem Rad zum Supermarkt … (eine Analyse des ADFC)

Es ist nicht mehr zu übersehen: Immer mehr Kunden fahren mit dem Rad zum Einkaufen. Aber findet man auch geeignete, attraktive Abstellmöglichkeiten vor? Der ADFC hat dazu 23 Supermärkte in Bergisch Gladbach untersucht. Gewonnen hat REWE in Rösrath.

Vorbildlich: REWE-Parkplatz in Rösrath mit neuem Parkplatzschild für Lastenräder
Vorbildlich: REWE-Parkplatz in Rösrath mit neuem Parkplatzschild für Lastenräder © Bernhard Werheid

Einfache Vorderradhalter, bei denen bei seitlicher Belastung Felgen und Speichen beschädigt werden können („Felgenkiller“), sind nicht mehr ausreichend. Sie müssen über einen Anlehnbügel als Stütze verfügen, auch, um das Abschließen am Fahrrad-Rahmen ermöglichen. Sie sollten genügend große Abstände zwischen den Rädern mit breiten Lenkern anbieten und sich auch Rädern mit breiten Reifen (MTBs, manche Pedelecs) nicht verweigern. Idealerweise sind sie zum Schutz vor Regen zusätzlich überdacht. Aber wie sieht die Realität aus? Nach unseren Ergebnissen haben nur 6 Supermärkte das Prädikat „fahrradfreundlich“ verdient, 12 Märkte haben nur suboptimale Anlagen der Marke „Felgenkiller“ und 5 Märkte bieten gar keine Abstellanlagen an! Für vollständige Liste siehe Anhang.

Die fahrradfreundlichen Supermärkte

Der Spitzenreiter aus Sicht des ADFC ist der REWE-Markt an der Odenthaler Straße, der seit kurzer Zeit (Sommer 2021) eine moderne Abstellanlage mit Anlehnbügeln inkl. Überdachung anbietet. Sie ist nicht zu übersehen und findet sehr guten Zuspruch findet (Bild 1). Als Vorderradhalter bieten sie aber nur dann vollen Felgenschutz, wenn das Abschließen an dem Diagonal-Bügel erfolgt. Dieses Mo­dell findet sich übrigens auch bei 2 weiteren REWE Märkten in Paffrath und Lustheide (Bild 4 und 5).

Schon seit etlichen Jahren ist eine fahrradfreundliche Abstellanlage vor dem Alnatura-Markt im Strunde Park zu finden. Sie erhält den Platz 2 im ADFC-Ranking (Bild 2): Keine „Felgenkiller“, sondern breite Anlehnbügel mit schönem Design, zudem deutlich wahrnehmbar und nah am Eingang zum Markt platziert. Die Kapazität mit nur 3 Plätzen ist allerdings mittlerweile zu Stoßzeiten überlastet.

Anlehnbügel mit praktischer, zusätzlicher Querstange finden sich beim Netto in Schildgen-NIttum (Bild 3). Die Edelstahl-Anlage ist nah am Eingang und unübersehbar direkt neben den Einkaufswagen positioniert. Schade, dass nur die Einkaufswagen und nicht auch die Fahrradparkplätze überdacht und die Sattel nicht vor Regen geschützt wurden. Trotzdem Platz 3 im ADFC Ranking.

Die Plätze 4 und 5 nehmen jeweils Märkte ein, die das in Bild 1 eingesetzte Modell mit Vorderrad­halterung plus Diagonalbügel einsetzen. Sie finden sich an den REWE Märkten in Paffrath und Lustheide (Bild 4 und 5) und scheinen der zukünftige Quasi-Standard der REWE-Kette zu werden.

Der 6. Platz verwendet eine interessante Variante, bei der ein Vorderradhalter mit einem Rechteck-Bügel ergänzt wird und ist an der Kaufhalle in Gronau (Bild 6) vorzufinden. Auch hier gilt die Ein­schränkung: Sie bietet nur dann vollen Felgenschutz, wenn das Abschließen an dem zusätzlichem Rechteck-Bügel erfolgt.

Die Suboptimalen …

Mit 12 von 23 werden bei der Mehrzahl der untersuchten Supermärkte nur sehr einfache und billige Anlagen vom Typ „Felgenkiller“ angeboten. Felgenkiller heißen diese Anlagen deshalb, weil hier nur ein kleiner Teil des Vorderrades Halt findet und bei seitlicher Belastung ein hohes Risiko für die Beschädigung von Felgen und Speichen besteht. Im Folgenden einige Beispiele mit Fotos für suboptimale Anlagen:

Bild 7 zeigt eine typische, etwas lieblose Anlage vor dem EDEKA in der Frankenforster Str. in Bensberg. Immerhin kann man gut erkennen, dass auf der Fläche eines PKW-Parkplatzes Platz ist für 6 parkende Räder. Es wäre für viele Supermärkte eine Leichtes, jeweils 1 bis 2 PKW-Parkplätze in Fahrradparkplätze umzuwandeln.

Immerhin zwei Supermärkte bieten regengeschützte, überdachte Anlagen an: Der Breidohr-EDEKA in Gronau sowie der ALDI in Schildgen (Bild 8 und 9). Auffällig: Der ALDI Fahrradstellplatz bietet Strom-Steckdosen mit kostenloser Auflademöglichkeit für Pedelecs an. Diese sind zwar sehr werbewirksam, gehen aber am Bedarf vorbei, da wohl die wenigsten Pedelecfahrenden für die kurze Einkaufszeit ihr Ladegerät mitführen werden.

… und die 5 Supermärkte ohne jegliche Fahrradabstellanlagen

Auch das gibt es leider noch in unserer Stadt: Bei 5 Supermärkten wurden keinerlei Abstellanlagen vorgefunden!  Es handelt sich um die relativ modernen und umsatzstarken Märkte von ALDI und DM im Strundepark an der ehemaligen Lochermühle (Bild 12 und 13). Es gibt hier mehr als 100 PKW Stellplätze, die aber nicht im Besitz der Märkte, sondern der Kölner EGK Projektentwicklungs- & Beteiligungs-GmbH sind. Sie werden von der Düsseldorfer „Fair Parken GmbH“ bewirtschaftet, die die Radfahrenden aber sehr unfair behandelt. Es ist unverständlich, dass die ALDI- und DM-Marktleiter bei der erst vor Kurzem erfolgten Umgestaltung der Stellplätze für Einkaufswagen nicht auf der Neu-Anlage von Fahrradstellplätzen bestanden haben. Der benachbarte LIDL Markt hat eine Anlage (aber leider nur ein „Felgenkiller“-Modell, kein Bild).

Bei den 3 weitern Märkten ohne Fahrradparkplätze handelt es sich um den Edeka-Markt in Schildgen (Bild 14), den Netto-Markt in Hand (Bild 15, Auto-Parkplätze haben hier offensichtlich bis direkt vor die Eingangstür Vorrang) und den Edeka-Markt in Herkenrath (ohne BiId, die Installation einer Anlage ist definitiv für 2022 geplant).

Fazit

Radfahrende Kunden sollten sich trauen, den jeweiligen Marktleitungen ihren Unmut über diesen Anachronismus mitzuteilen und Verbesserungen anzumahnen.

Es bleibt zu hoffen, dass auch auf dem Gebiet der Fahrradfreundlichkeit die Konkurrenz das Geschäft belebt. Es ist höchste Zeit, dass die Supermärkte das große Potential der radfahrenden Kunden entdecken und für geeignete Fahrradparkplätze sorgen!

Liste der besuchten Supermärkte und Kategorisierung

Nr.

Markt

Straße

Stadteil

Prädikat

1

REWE

Odenthaler Str. 196

Hebborn

Fahrradfreundlich

2

Alnatura

Kürtener Str. 1

Strundepark

Fahrradfreundlich

3

Netto

Zehntweg 10

Schildgen

Fahrradfreundlich

4

REWE

Kempener Str.

Paffrath

Fahrradfreundlich

5

REWE

Lustheide 6

Refrath

Fahrradfreundlich

     6

Kaufland

Refrather Weg 1

Gronau

Fahrradfreundlich

7

LIDL

Hauptstr. 393

Strundepark

Supoptimal

8

CAP

Neue Nußbaumer Str. 2

Paffrath

Supoptimal

9

ALDI

Leverkusener Str. 10

Schildgen

Supoptimal

10

Norma

Buchholzstraße 105

Hand

Supoptimal

11

LIDL

Mülheimer Str. 76

Gronau

Supoptimal

12

ALDI

Kradepohlsmühlenweg 8

Gronau

Supoptimal

13

Netto

Mülheimer Str.  237

Gronau

Supoptimal

14

Ankara/Denn

Richard-Zanders-Str. 6

Gronau

Supoptimal

15

Breidohr (EDEKA)

De Gasperi Str. 1

Gronau

Supoptimal

16

EDEKA

Kölner Str. 104

Bensberg

Supoptimal

17

REWE

Overather Str. 50

Bensberg

Supoptimal

18

EDEKA

Herkenrather Str. 70

Sand

Supoptimal

19

ALDI

Kürtener Str. 1

Strundepark

Fahrradunfreundlich

20

DM Drogerie

Kürtener Str. 1

Strundepark

Fahrradunfreundlich

21

Netto

Dellbrücker Str. 31

Hand

Fahrradunfreundlich

22

EDEKA

Altenberger Dom Str. 126

Schildgen

Fahrradunfreundlich

23

EDEKA

Straßen 51

Herkenrath

Fahrradunfreundlich


https://rheinberg-oberberg.adfc.de/neuigkeit/mit-dem-rad-zum-supermarkt-eine-analyse-des-adfc

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    Die Infrastruktur für das Fahrrad nicht einheitlich und selten uneingeschränkt gut nutzbar. Radfahrstreifen und Schutzstreifen verlaufen beide auf der Fahrbahn und damit im direkten Blickfeld von Autofahrenden. Schutzstreifen haben eine gestrichelte Markierung und dürfen daher mit dem Auto befahren werden. Radfahrstreifen hingegen sind mit einer Linie durchgängig auf der Fahrbahn markiert und dürfen von Autofahrenden nicht befahren werden. Der ADFC macht sich für geschützte Radfahrstreifen stark, bei denen Poller, Kübel und markierte Schutzzonen Radfahrende vor dem Autoverkehr, achtlos aufgerissenen Autotüren und unerlaubten Parken schützen.

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    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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