Alles Roger am Bushaltepunkt Gereonstraße?
Für den Weihnachtstourismus reicht der Platz nicht, ein Shuttle-Service am Kuhweg ist "Zukunftsmusik", und der Kardinal ist not amused über Toilettenhäuschen vor dem Priesterseminar. Auch wir erneuern unsere Kritik am neuen Bushaltepunkt in der Gereonstraße – gerade weil die Verkehrsdezernentin und der verantwortliche Amtsleiter überhaupt keine Probleme für den Radverkehr erkennen können.
 
 
Wir fassen die aktuelle Situation zusammen: Die Strecke zwischen dem Kreisverkehr an den Dominikanern und dem Hansaring gehört zum Radverkehrsnetz Innenstadt. Dort gibt es aber keinerlei Radfahrinfrastruktur, obwohl diese mit Radverkehrskonzept Innenstadt 2016 bereits im Grundsatz und im September 2019 im Detail beschlossen wurde. Ähnliches gilt im weiteren Verlauf für Hansaring und Riehler Straße. Seit dem 2. Januar werden nun Touristenbusse auf diese Strecke gelotst. Sie halten dort bis zu 15 Minuten lang auf einer Fahrspur, die zu einem Radfahrstreifen umgewandelt werden soll. Die Verwaltung rechnet vor, dass diese Belastung der einer regulären Buslinie im Zehn-Minuten-Takt entspreche. Bei diesem Vergleich fällt unter den Tisch, dass es sich um ortsunkundige Busfahrer handelt, die auf einem (zukünftigen) Radfahrstreifen fahren und dort eine Viertelstunde lang halten dürfen. Unsere Rechnung: Bei 60 Bussen pro Tag sind das täglich 15 Stunden Parken auf dem Radverkehrsnetz, wenn's ganz dumm läuft.

Die Auswirkungen für den Radverkehr sind schon jetzt spürbar schlechter und mehr als unangenehm. Wenn man auf dem Fahrrad hinter einem anhaltenden Bus fährt, muss man sich entscheiden: Entweder auch anhalten und warten (eine Viertelstunde lang?!), oder sich ein Herz fassen und in den KfZ-Verkehr einfädeln, der mit einer erlaubten Geschwindigkeit von 50km/h vorbeirauscht. Es macht uns einigermaßen sprachlos, dass die Verwaltung diesen unhaltbaren Zustand als vollkommen unproblematisch bewertet.

Wir wiederholen uns, weil unsere Bedenken vom Tisch gewischt wurden: Es muss sofort Tempo 30 angeordnet werden, um die Radfahrenden zu schützen, die schon heute die Gereonstraße befahren. Die Verwaltung muss zudem darlegen, wie und wann sie die geplante und beschlossene Einrichtung eines Radfahrstreifens unter den geänderten Bedingungen umzusetzen gedenkt. Maßgeblich ist für uns, dass dort in Zukunft Menschen im Alter von 8 bis 80 Jahren angstfrei Radfahren können. Drittens ist offenbar eine Diskussion darüber nötig, welche Spielregeln für die Radverkehrskonzepte der Kölner Stadtbezirke gelten. Wenn die hart erarbeiteten Radnetzpläne, die Maßnahmen und die dabei ausgehandelten Kompromisse nur unverbindliche Serviervorschläge sind, über die sich sogar das für den Radverkehr zuständige Amt bei Bedarf hinwegsetzen darf, hat die Kölner Radverkehrsförderung ein Problem.

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Touristenbusse in Köln: Neue Haltestelle in Betrieb – Kritik von Radfahrern
Kölner Stadtanzeiger, 03.01.2020


Den Dom noch immer im Blick: Neuer Halt für Touristenbusse
Kölnische Rundschau, 03.01.2020







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